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Gnade und Werke/Vernachlässigt die Kirche die Lehre von der Gnade?
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Ignoriert die Kirche die Lehre von der Gnade auf Kosten von „Werken”?
Einige behaupten, die Kirche würde die Lehre der Gnade nicht beachten und Werke höher stellen als die Gnade. Diese Kritiker behaupten außerdem, Kirchenführer würden diesen Grundsatz nicht lehren. Als Folge davon würden die meisten Mitglieder der Kirche nicht erwarten, errettet zu werden, da sie nicht „gut genug” wären.
Propheten und Lehrer müssen, je nach ihren Zuhörern, unterschiedliche Teile dieser Botschaft betonen. Der umkehrwillige Sünder muss über die Gnade und Barmherzigkeit Jesu hören, damit er oder sie nicht über seine oder ihre Unfähigkeit 'vollkommen' zu sein, verzweifelt. Der hochmütige und stolze Sünder, der nicht wirklich glaubt, er hätte Umkehr oder Jesus nötig, muss über die Folgen fortgesetzten Ungehorsams hören. In diesem Augenblick kann eine Botschaft über Gnade am falschen Platz sein, da trotz der schließlichen Erlösung, die fast allen angeboten wird, das Leiden der unbußfertigen Schlechten alles Verstehen übersteigt.
Die Lehre von der Gnade ist jedoch ein Schlüssellehre im Evangelium Jesu Christi und, genau so wie die biblischen Propheten sie lehrten, lehren sie Seine heutigen Diener ebenfalls. Die Ausdrucksweise unterscheidet sich wohl von der anderer christlicher Bekenntnisse, da die Kirche andere Aspekte der Gnadenlehre, wie etwa TULIP nicht übernehmen möchte.
Allgemeines Missverständnis: Joseph Smith lehnt nicht die Effizienz oder die Notwendigkeit der Gnade ab
Der Nicht-HLT-Christ Stephen H. Webb schrieb:[1]
Es ist notwendig, Korrekturen zu zwei allgemeinen Missverständnissen der Theologie Joseph Smiths zu machen. Erstens: Mormonen werden oft beschuldigt, die Effizienz der Gnade zu leugnen und damit die Gnade vom freien Willen den Menschen abhängig zu machen. Alle Theologen verwenden die Sprache der Leistung, der Reform und des Wachstums, deshalb ist das keine faire Anschuldigung. Auf jeden Fall beschreibt Smith den Vorgang der Heiligung, Gnade um Gnade zu erhalten anstatt Pelagianismus zu wiederholen. Smith weicht dem unter dem Aspekt christlicher Tradition aus, die durch Thomas Aquinas am besten repräsentiert wird und sagt: wir können und müssen mit göttlicher Gnade zusammenarbeiten, damit diese uns erlaubt, unser Potential zur Vergöttlichung zu verwirklichen. [2]
Das Buch Mormon
Das Buch Mormon beschreibt die Lehre der Gnade klar und mehrmals. Es besteht darauf, dass es eine der wichtigsten Lehren ist:
- Wie wichtig ist es daher, daß all dies den Bewohnern der Erde verkündet wird, damit sie erkennen mögen, daß kein Fleisch in der Gegenwart Gottes wohnen kann außer durch die Verdienste und die Barmherzigkeit und Gnade des heiligen Messias, der sein Leben niederlegt gemäß dem Fleische und es wieder nimmt durch die Macht des Geistes, auf daß er die Auferstehung der Toten zustande bringe; denn er wird der erste sein, der aufersteht. (2.Nephi 2:8.)
Und die letzten Verses des Buches Mormon lehren einen ganz ähnlichen Glaubensgrundsatz:
- Ja, kommt zu Christus, und werdet in ihm vollkommen, und verzichtet auf alles, was ungöttlich ist, und wenn ihr auf alles verzichtet, was ungöttlich ist und Gott mit all eurer Macht, ganzem Sinn und aller Kraft liebt, dann ist seine Gnade ausreichend für euch, damit ihr durch seine Gnade in Christus vollkommen seiet; und wenn ihr durch die Gnade Gottes in Christus vollkommen seid, könnt ihr die Macht Gottes keineswegs leugnen.
- Und weiter: Wenn ihr durch die Gnade Gottes in Christus vollkommen seid und seine Macht nicht leugnet, dann werdet ihr durch die Gnade Gottes in Christus geheiligt, nämlich dadurch, daß das Blut Christi vergossen wurde, das im Bund des Vaters der Vergebung eurer Sünden dient, damit ihr heilig werdet, ohne Makel. (Moroni 10:32-33.)
Joseph Smith
Joseph Smith lehrte oft über die Prinzipien der Barmherzigkeit und Gnade. Von einer Rede vor dem Nauvoo-Lyceum wird folgende Aussage berichtet:
- ...dass...der Herr uns zugeteilt hat zu fallen und uns auch errettet, denn wo Sünde hervortritt, tritt Gnade in reicherem Maße hervor. Denn Paulus sagt in Römer 5:10: Da wir mit Gott versöhnt wurden durch den Tod seines Sohnes, als wir noch (Gottes) Feinde waren, werden wir erst recht, nachdem wir versöhnt sind, gerettet werden durch sein Leben.[3]
Bruce R. McConkie
Elder McConkie, der nicht gerade bekannt ist für seine „sanfte” Auslegung eines lehrmäßigen Sachverhaltes, lehrt doch klar und voller Hoffnung diese These:
Jeder in der Kirche, der auf dem schmalen und gerade Pfad ist, der strebsam und angestrengt das Rechte zu tun begehrt, obwohl in diesem Leben weit entfernt von Vollkommenheit, wird wenn er aus diesem Leben scheidet, wenn er noch immer auf dem schmalen und geraden Weg ist, wird er fortschreiten zu ewigem Lohn in seines Vaters Reich. Wir brauchen keine Komplexe zu bekommen oder das Gefühl, dass man vollkommen sein muss, um errettet zu werden. … Es läuft auf diese Weise ab: man betritt den Pfad, der als der ‘schmale und gerade ’ bezeichnet wird. Man tut es, indem man durch das Tor der Umkehr und Taufe eintritt. Dieser schmale und gerade Weg führt vom Tor der Umkehr und Taufe nach einer sehr weiten Strecke zu einer Belohung, die man ewiges Leben nennt. … Jetzt ist die Zeit und der Tag eurer Errettung; deshalb, wenn man in seinem Leben eifrig arbeitet, wird man doch erlöst werden, auch wenn man die Welt nicht völlig überwunden und nicht alles getan hat, was man zu tun gehofft hatte.[4]
An anderer Stelle lehrte Elder McConkie:
- Wenn wir als Mitglieder der Kirche, Kurs zum ewigen Leben festlegen, wenn wir die Prozesse geistiger Wiedergeburt beginnen und in der richtigen Richtung gehen; wenn wir einen Kurs festlegen, unsere Seelen zu heiligen und Stück für Stück in diese Richtung gehen, wenn wir einen Kurs festlegen vollkommen zu werden, und unsere Seelen Schritt für Schritt und Stufe für Stufe vervollkommnen, indem wir die Welt überwinden, dann ist es absolut garantiert - da gibt es gar keine Frage - wir werden ewiges Leben erlangen. Selbst wenn wir die geistige Wiedergeburt noch vor uns haben, die Vollkommenheit noch vor uns haben, das volle Maß der Heiligung noch vor uns haben, wenn wir den Weg einschlagen, nach unseren besten Fähigkeiten in diesem Leben folgen, dann werden wir, sobald wir dieses Leben verlassen, auf genau demselben Kurs weitergehen. Wir werden nicht länger den Leidenschaften und Gelüsten des Fleisches unterworfen sein. Wir werden die Prüfungen dieser sterblichen Bewährung erfolgreich bestanden haben und zu gegebener Zeit werden wir die Fülle des Reiches unseres himmlischen Vaters empfangen, was ewiges Leben in Seiner immerwährenden Gegenwart bedeutet.[5]
Gegenwärtige Lehren
Schließlich befassen sich viele Konferenzansprachen der letzten Zeit ausdrücklich mit dieser Lehre. Beispielsweise lehrte Elder Dallin H. Oaks nachdem beschrieben hatte, in welch vielfältiger Weise der Ausdruck errettet in der HLT Theologie verwendet wird:
- ...alle sollten antworten: „Ja, ich bin gerettet. Ehre sei Gott für das Evangelium und die Gabe und die Gnade Seines Sohnes!” [6]
Unterschiedliche Ausdrucksweise
Zwei HLT Autoren bemerkten, dass Mitglieder der Kirche oftmals nicht dieselbe Art theologischer Sprache verwenden, um über Gnade zu sprechen, da eine solche Sprache auch Auffassungen enthält, denen sie nicht zustimmen:
- Heilige der Letzten Tage lehnen alle fünf Grundsätze der kalvinistischen Lehre von der Gnade, wie sie auf dem Konzil von Dort formuliert wurden und mit dem Acronym TULIP dargestellt werden, ab [vollständige Verderbtheit, bedingungslose Erwählung, begrenztes Sühnopfer, unwiderstehliche Gnade und die Beharrlichkeit der Heiligen).] In dem Maße, in dem Heilige der Letzten Tage gewisse christliche Redewendungen, wie etwa „wiedergeboren” oder „Gnade allein” oder sogar „errettet”, meiden, um Ihre Lehre von der Gnade auszudrücken, tun sie dies, weil unglücklicherweise fragwürdiges theologisches Gepäck auf diese Begriffe geladen wurde. Doch bedeutet diese Vermeidung der Worte weder heute noch hat es je bedeutet, dass die Lehre von der Gnade zurückgewiesen wird oder dass eine Zuflucht geleugnet wird, auf die sich die Mitglieder stützen können, wenn sie das Gefühl haben, selbst zu versagen. Jegliche Vermeidung von „Gnade” fand nur in der Ausdrucksweise statt, nicht in der Lehre....
- Heilige der Letzten Tage sind mit der protestantischen Annahme, dass Glauben/Gnade und menschliche Handlungen/Werke zwei verschiedene Betrachtungsweisen darstellen, nicht einverstanden. Im Gegenteil, wir glauben, dass das falsch ist und dass Jakobus und sogar Paulus, ebenso die lebenden Propheten, es ganz klar machen, dass Glauben/Gnade und menschliche Handlungsweise/Werke in Wahrheit untrennbar sind.[7]
Andere Christen mögen die Heiligen der Letzten Tage wegen des Sprachgebrauchs missverstehen, wie oben gezeigt, ist jedoch der Gedanke und die Lehre der Gnade ein fester und wesentlicher Bestandteil der HLT-Lehre von der Errettung.
Fußnoten
- ↑ "Webb is Professor of Philosophy and Religion at Wabash College in Crawfordsville, Indiana. He is a graduate of Wabash College and earned his PhD at the University of Chicago before returning to his alma mater to teach. Born in 1961 he grew up at Englewood Christian Church, an evangelical church. He joined the Disciples of Christ during He was briefly a Lutheran, and on Easter Sunday, 2007, he officially came into full communion with the Roman Catholic Church."
- ↑ Stephen H. Webb, "Godbodied: The Matter of the Latter-day Saints (reprint from his book Jesus Christ, Eternal God: Heavenly Flesh and the Metaphysics of Matter (Oxford University Press, 2012)," Brigham Young University Studies 50 no. 3 (2011).
- ↑ Joseph Smith, McIntire Minute Book, 9 February 1841, cited in Andrew F. Ehat and Lyndon W. Cook, The Words of Joseph Smith: The Contemporary Accounts of the Nauvoo Discourses of Joseph Smith, 2nd Edition, (Salt Lake City: Deseret Book, 1996), 63. GL direkte Verbindung
- ↑ }Bruce R. McConkie, “The Probationary Test of Mortality,” Salt Lake Institute of Religion devotional, 10 January 1982, 12.
- ↑ Bruce R. McConkie, "Jesus Christ and Him Crucified," (Provo, Utah: Brigham Young University Press, 1977), 400–401.
- ↑ Dallin H. Oaks, „Sind Sie errettet?” Liahona (Mai 1998): 55. Link
- ↑ David L. Paulsen and Cory G. Walker, "Work, Worship, and Grace: Review of The Mormon Culture of Salvation: Force, Grace and Glory by Douglas J. Davies," FARMS Review 18/2 (2006): 83–177. Link wikiVorlage:NB
Zusätzliches Material
FAIRwiki Artikel
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- Vernachlässigt die Kirche die Lehre von der Gnade?
- Frühchristliche Sichtweise der Erlösung
- Beziehung zwischen Werken und Gnade
- Errettung durch Glauben allein
- Nennt nicht Jesaja unsere Rechtschaffenheit ein „schmutziges Kleid“?
- Wird der Mensch durch Gnade oder durch Werke errettet?
- Gnade und Werke in den Heiligen Schriften
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- Gnade - ein Wort ohne Bedeutung? FAIR
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Externe Links
- David A. Bednar, „Mit der Kraft des Herrn”, Liahona, November 2004 Link
- Bruce C. Hafen, „Das Sühnopfer – alles für alles”, Liahona, Mai 2004 Link
- Dallin H. Oaks, „Sind Sie errettet?”, Liahona, May 1998, 55 Link
- Thomas S. Monson, „Barmherzigkeit - das Geschenk Gottes”, der Stern Juli 1995 Link
- Gene R. Cook, „Durch die Gnade des Herrn göttlichen Beistand erhalten” Generalkonferenz April 1993 Link
- Theodore M Burton „Erlösung und Erhöhung” aus dem Stern April 1973 Link
- Alma Sonne „Ein lebendiger Glaube”aus dem Stern Mai 1951 Link
- Der Prophet Joseph Smith - Glaube an die Gnade Link
- Enzyklopädie des Mormonismus - Gnade Link
- Offizelle Website der Kirche - Gnade Link
Gedrucktes Material
- Glaube, Werke und Gnade
- In Lehren der Erlösung, Band II, von Joseph Fielding Smith, S. 291 - 296 ISBN 3-922834-07-8