Mormonismus und Verfolgung/Daniten

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Kritik

Kritiker behaupten, Joseph Smith und vor allem Brigham Young, hätten einen Geheimbund namens "die Söhne Dans" oder "Daniten" dazu benutzt, um Abtrünnige und unliebsame Gegner durch Mord zu beseitigen.

Quellen der Kritik

Erwiderung

Entstehung der Daniten

Der Zusammenbruch der Kirtland Safety Society hat bei einer großen Zahl von Mitgliedern, auch solchen in Führungsposition, zu großen finanziellen Verlusten geführt. Viele von ihnen, darunter auch Apostel, gaben Joseph Smith dafür die Schuld und agitierten gegen ihn. Einige andere versuchten aus ihrer Tätigkeit als Landagenten für die Kirche Profit zu schlagen. Dazu kam noch die Bedrohung der Kirche durch Gewalttätigkeiten durch die bisherigen Bewohner der Gegenden in Missouri, wo sich die Heiligen ansiedeln wollten. So war das Jahr 1838 ein Jahr besonderer Turbulenzen, besonderer Aufregung und besonderer Gefahren. In dieser turbulenten Zeit liegt die Gründung der Daniten. Wie das genau vor sich ging, konnte jedoch mangels entsprechender Dokumente nicht genau nachvollzogen werden.

Fest steht, dass Sidney Rigdon, Mitglied der Ersten Präsidentschaft, in einer Rede am 17. Juni 1838 die Entfernung der Abtrünnigen aus den Reihen der Heiligen forderte. Fest steht auch, dass zu jener Zeit (Sommer 1838) ein Papier auftauchte, das das Verschwinden der Abtrünnigen aus der Gegend forderte und das von 48 mormonischen Bürgern unterschrieben war, der erste von ihnen war Dr. Simpson Avard.

Avard gründete eine Geheimgesellschaft, die die Vertreibung der Abtrünnigen "besorgen" sollte. Als das erledigt war, verpflichtete er seine Geheimgesellschaft zur allgemeinen Verteidigung der Heiligen zur Verfügung zu stehen. Er vertrat die Ansicht, dass man von den Nichtmitgliedern ruhig stehlen und rauben dürfe, die Güter dann aber im Sinne der Vereinigten Ordnung dem Lagerhaus des Bischofs zu übergeben habe. Auch Feinde der Mormonen zu töten sei in Ordnung. Avard verpflichtete die Mitglieder seines Geheimbundes zu absolutem Stillschweigen. Er behauptete den Daniten gegenüber mehrfach, Joseph Smith stünde hinter ihm und seinen Lehren. Forderungen, Joseph Smith vor einer Danitenversammlung sprechen zu lassen wich er immer aus. [1]


Das Ende der Daniten

Schließlich flog der Geheimbund bereits nach wenigen Monaten auf und Avard wurde verhaftet und vor Gericht gestellt. Sofort offenbarte er alle Details der geheimen Lehren, von denen alle Daniten unter Androhung des Todes hatten schwören müssen, sie nie zu verraten. Sehr geschickt nutzte Avard die Vorurteile gegen die Kirche und ihre Führer aus, um die ganze Schuld Joseph Smith zuzuschieben. zahlreiche Dokumente, die die Aussagen von anderen Daniten enthalten, beweisen, dass Avard immer wieder log, um seinen eigenen Hals zu retten. Er rettete seinen Hals.

Die Daniten in der Wahrnehmung von außen

In der öffentlichen Wahrnehmung vermischte sich diese Bande, die gesetzwidrige Aktionen im Namen der Kirche propagierte und praktizierte, mit anderen Gruppen und Aktionen jener turbulenten Zeit.

Daniten oder Söhne Dans nannten sich Mitglieder der Kirche, die sich in der Art des Alten Testaments<ref|exodus> organisierten, um gruppenweise für Verteidigung, Nahrung und Unterkunft für die ganze Gemeinschaft zu sorgen. Auf der anderen Seite organisierten die Mormonen eine Miliz zur Verteidigung. 1838 herrschte im Norden Missouris praktisch Krieg zwischen den mormonischen Milizen und den Milizen der anderen. Diese Milizen operierten ganz offen und praktizierten auch das übliche Kriegsrecht, was Beschaffung von Nahrung durch Requirieren einschloss. In dieser Miliz waren aber auch Mitglieder der Daniten eingebunden, was das Verwischen der Grenzen zwischen der offiziellen und der geheimen Organisation in Wahrnehmung und Berichterstattung erleichterte.

Einerseits die Namensgleichheit der Arbeitsorganisation mit dem Geheimbund der Daniten, andererseits die personellen Überschneidungen zwischen Geheimbund und Miliz führten zusammen mit dem ohnehin schon vorhandenen Vorurteil, das den Mormonen das Schlimmste zutraute, dazu, dass die Daniten als die Kirche weitgehend durchdringend und als viel größer und mächtiger betrachtet wurden, als sie waren.

Nach Missouri gab es keine Daniten mehr, weder in Nauvoo noch in Utah. Das hinderte aber Antimormonen und die Boulevardpresse nicht daran, das Thema des mormonischen Geheimbundes immer wieder aufzuwärmen und zu behaupten, Gegner bzw. Abgefallene der Kirche würden bedroht und ermordet. Das Thema Daniten kochte besonders im Zusammenhang mit dem Mountain Meadows Massaker hoch, nachdem der Hauptschuldige John D. Lee in seinen Bekenntnissen behauptet hat, er sei Danite gewesen und von Brigham Young beauftragt die Siedler zu ermorden.

Reaktion der Kirchenführung

Als Hohepriester genoss Simpson Avard eine gewisse Vertrauensstellung, die er jedoch dazu nutzte, um persönlich Macht zu erlangen. Als dies offenbar wurde, wurde ihm sein Priestertum vor einem Kirchengericht entzogen. In einem Brief aus dem Gefängnis in Liberty distanzierte sich Joseph Smith ausdrücklich von den Machenschaften des Dr. Avard und seiner Daniten:

Das System der Daniten ....hatte niemals [offizielle]Existenz [das war ein Ausdruck, den einige Brüder benutzten] in Far West, der aus einem Ausdruck entsprang, den ich einmal benutzte, als sich die Brüder darauf vorbereiteten, sich gegen den Missouri-Mob zu verteidigen und wo ich auf das Stehlen des Gottesbildes von Micha durch die Daniter Bezug nahm.[2] Wenn der Feind kommt, werden die Daniten hinter ihm her sein, und meinte damit die Brüder in Selbstverteidigung.[3]

und später schrieb er:

Seit wir gefangen sind...haben wir erfahren, dass viele falsche und schädliche Dinge, die darauf ausgelegt waren, die Heiligen weit in die Irre zu führen und großes Unrecht zu tun, von Dr. Avard gelehrt wurden als von der Ersten Präsidentschaft kommend. Wir haben Grund zur Sorge, dass viele andere planende und verderbte Charaktere wie er viele Dinge gelehrt haben, wovon die Erste Präsidentschaft niemals wusste, dass sie in der Kirche von irgend jemandem gelehrt wurden, bis zu der Zeit, nachdem wir zu Gefangenen gemacht worden waren. Hätten sie solche Dinge gewusst, hätten sie die Urheber so verächtlich zurückgewiesen, als ob es die Pforten der Hölle selbst gewesen wären. Wir erkennen also, dass es Betrug und geheime Gräuel und böse Taten der Finsternis gegeben hat, die die Gedanken der Schwachen und Unachtsamen in Verwirrung und auf Abwege führten. Die ganze Zeit haben sie es auf die Präsidentschaft geschoben, wo doch die Präsidentschaft sowohl unwissend über als auch unschuldig an jenen Dingen war...[4]

Einzig die Rolle von Sidney Rigdon in Bezug auf die Daniten ist unklar. Er hat in Ansprachen einige ziemlich aggressive Äußerungen getan und er war nachweislich bei einigen Versammlungen der Daniten dabei.

Schlussfolgerung

Der Geheimbund der Daniten war eine zeitlich begrenzte Episode am Rande der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage von einigen Monaten Dauer, ins Leben gerufen von Dr. Simpson Avard, einem Bekehrten, der sich bald einen zweifelhaften Ruf erwarb.

Die Kirchenführung war an den Aktionen nicht beteiligt, wusste nichts darüber und unterband die Aktivitäten, sobald sie davon erfuhr.

Nach 1838 gab es die Daniten nicht mehr und sie wurden auch nicht mehr wiederbelebt.

Verschwörungstheoretiker bedienen sich jedoch bis in die heutige Zeit der Idee der Daniten als mächtiger, von der Ersten Präsidentschaft geleiteter Geheimorganisation die betrügt, unterdrückt und mordet, um die Kirche an die Macht über Amerika und schließlich die ganze Welt zu führen. Wie alle derartigen Verschwörungsideen völlig wirklichkeitsfremd und krankhaftem Verfolgungswahn entsprungen. Für die Schreiber von Groschenromanen ist die Idee der Daniten, vor allem in Verbindung mit Polygamie, bis heute ein dankbares Thema.

Fußnoten

  1. [back]  Die Informationen für diesen Artikel sind hauptsächlich aus Leland H. Gentry, "The Danite Band of 1838," Brigham Young University Studies 14 (Sommer 1974): 421–450 entnommen.
  2. [back]  Das Organisationsschema, das Jitro dem Mose vorschlug, siehe Exodus 18:21-22
  3. [back] Siehe Richter 18:11-20
  4. [back] History of the Church 6:165
  5. [back] History of the Church 3:231


Zusätzliches Material

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