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Frage: Was ist offizielle Mormonenlehre?
Version vom 26. Juni 2017, 19:43 Uhr von FairMormonBot (Diskussion | Beiträge) (Bot: Ergänze: pt:Pergunta: Qual é a doutrina oficial ou núcleo Mórmon?)
Frage: Was ist offizielle Mormonenlehre?
englischer Artikel |
Eine sehr große Anzahl von Antimormonenkritik benutzt folgende Strohmännerargumentation: Mormonenführer „L” gibt Erklärung „X” ab. Da gezeigt wurde, dass „X” ein Irrtum ist, beweist das, dass der Mormonismus falsch ist. Ist eine Sache „offizielle” HLT-Lehre, weil eine Generalautorität oder ein Prophet sie geäußert hat? Was ist „offizielle” HLT-Lehre, und was nicht?
Quellen der Kritik
- Bill McKeever and Eric Johnson, Mormonism 101. Examining the Religion of the Latter-day Saints (Grand Rapids, Michigan: Baker Books, 2000), Chapter 18.
- Jerald and Sandra Tanner, The Changing World of Mormonism (Moody Press, 1979), 437
Propheten sind nicht unfehlbar
Unfehlbar sein heißt, „nicht irren können”. [1] Die Katholiken glauben, dass der Papst in Sachen der Lehre unfehlbar ist. Viele Protestanten glauben, dass die Bibel „unfehlbar” ist. Die Heiligen der Letzten Tage glauben nicht, dass die Propheten – ob frühere oder jetzige – unfehlbar sind. Präsident Charles W. Penrose von der Ersten Präsidentschaft hat zum Beispiel geschrieben: „Wir glauben nicht an die Unfehlbarkeit eines Menschen. Wenn Gott etwas offenbart, dann ist es Wahrheit, und Wahrheit ist unfehlbar. Kein Präsident (Prophet) der Kirche hat jemals behauptet, unfehlbar zu sein.” [2]
Die Bibel behauptet nicht, dass Propheten unfehlbar sind. Jakobus schreibt über den alttestamentlichen Propheten Elija und sagt:... „(er) war ein Mensch wie wir” (Jakobus 5:17). Jeremia wurde so wütend auf Gott, dass er behauptete, der Herr habe ihn „betört” und „verhöhnt”, und er schwor, er werde nie wieder im Namen des Herrn sprechen (siehe Jeremia 20:7,9). Selbst Petrus und Paulus hatten Meinungsverschiedenheiten (siehe Galater 2:11-14).
Joseph Smith verstand sehr wohl, dass er fehlbar war, als er schrieb: „Ein Prophet ist nur dann ein Prophet, wenn er als solcher handelt.” [3] Ein andermal sagte er: „Ich bin genau wie andere Menschen den Leidenschaften unterworfen, ebenso wie die Propheten in alter Zeit.” [4] Er erklärte auch: „Ich habe ihnen gesagt, ich bin nur ein Mensch und sie dürfen nicht Vollkommenheit von mir erwarten; wenn sie Vollkommenheit von mir erwarten, dann werde ich auch Vollkommenheit von ihnen erwarten; wenn sie aber meine Schwächen und die Schwächen der Brüder ertragen, dann werde ich auch ihre Schwächen ertragen.” [5] Lorenzo Snow, der ein Zeugnis hatte, dass Joseph Smith ein Prophet war, schrieb trotzdem, dass er die „Unvollkommenheiten” in Joseph Smith sah, und er dankte Gott, dass er seine Macht und Vollmacht einem Mann mit solchen Unvollkommenheit übertrug, „denn ich wusste, dass ich auch Schwächen hatte und ich dachte, dann gäbe es auch eine Chance für mich... ” [6]
„Wir sind alle dem Irrtum unterworfen”, schrieb Brigham Young, „aber viele mögen denken, ein Mann in meiner Position muss vollkommen sein; das ist ein Irrtum.” [7]
Propheten und das Denken ihrer Zeit
Nicht nur biblische Propheten waren manchmal im Irrtum; oft glaubten sie an die vorherrschenden – und manchmal falschen – Ansichten ihrer Zeit. Genauso haben die Mormonen der Anfangszeit manches anders verstanden als wir es heute tun.
So wie biblische Gestalten eine merkwürdige Vorstellung von der Form der Erde (Jesaja 11:12) und der Bewegung der Planeten (Josua 10:12-13) hatten, so hatten auch HLT- Führer der Anfangszeit einige unrichtige Vorstellungen. Joseph Smith und andere Mormonen der Anfangszeit glaubten zum Beispiel sehr wahrscheinlich, dass Nordamerika im Buch Mormon das Land nordwärts und Südamerika das Land südwärts waren. Das Buch Mormon selbst bestätigt diese Ansicht nicht (was die Behauptung unterstützt, dass Joseph Smith nicht der „Verfasser” das Buches Mormon war).[8] So wie andere weiße Siedler ihrer Zeit sahen Joseph und die frühen Heiligen keine Unterschiede unter den Indianern in Amerika. Deshalb war für die frühen Mormonen jeder Indianer ein „Lamanit”.[9] Wir wissen heute, dass diese Vorstellung inkorrekt ist.
Propheten wachsen nicht in einem kulturellen Vakuum auf. Weder Mose, noch Abraham, und auch nicht Joseph Smith, Brigham Young oder Gordon B. Hinckley. Forscher außerhalb der Kirche (Mormonen) haben erkannt, dass biblische Propheten über einige kulturelle Ansichten im Irrtum waren. Der Geistliche J.R. Dummelow hat darauf hingewiesen, dass jeder der biblischen Propheten „seine Eigenheiten” hatte. Manche waren gebildet, andere ungebildet. Und jeder wurde „durch unterschiedliche Erfahrungen unterschiedlich beeinflusst”. Er erklärt: „Ihre Inspiration führte nicht dazu, dass ihre natürlichen Fähigkeiten außer Kraft gesetzt wurden ... sie machte sie nicht zu Maschinen – sie waren immer noch Menschen. Daher war ihr Wissen manchmal nicht höher als das ihrer Zeitgenossen ....” Über den Verfasser von Genesis sagt er: „Seine wissenschaftliche Erkenntnis war wohl durch den Horizont seiner Zeit begrenzt, aber die religiösen Wahrheiten, die er lehrt, sind unverrückbar und ewig.”[10]
Brigham Young verstand offenbar dieses Konzept der kulturellen Perspektive, als er erklärte, dass unter all den vielen Offenbarungen, die Gott der Kirche gegeben hat, nicht eine einzige ist, die in „ihrer Vollständigkeit vollkommen” ist. „Die Offenbarungen Gottes enthalten wahre Lehren und Grundsätze, aber der Mensch in seiner Unvollkommenheit kann die Offenbarung nicht in all ihrer Vollkommenheit empfangen. Gott muss zu uns so sprechen wie es unseren Fähigkeiten entspricht.[11] Brigham Young hat sogar darauf hingewiesen, dass Joseph „nicht alles empfangen hat, was mit der Lehre der Erlösung zu tun hat...”[12] Joseph Smith empfing alles „Stück für Stück”, erklärte Joseph Fielding Smith. „Es wurde nicht alles auf einmal offenbart.”[13]
Eine Kirche, die entsteht, wächst und lebendig ist, garantiert praktisch, dass nicht alle Wahrheit in allen Dingen und zu allen Zeiten bekannt sein wird. Und wenn Offenbarungen empfangen werden, wenn neue Informationen gegeben werden, dann ist es nur logisch, dass solche neuen Informationen nach dem Verständnis der jeweiligen Zeit ausgelegt werden.
„Offizielle” HLT-Lehre
Nicht jede Äußerung jeder Generalautorität ist „offizielle” Lehre. In der von der Ersten Präsidentschaft autorisierten Encyclopedia of Mormonism lesen wir: „Es gibt viele Themen, über welche die Heiligen Schriften keine klare Aussage machen und über die die Kirche keine offiziellen Stellungnahmen abgegeben hat. In solchen Fragen kann es unter den Mitgliedern und Führern der Kirche unterschiedliche Meinungen geben. Bis die Wahrheit zu solchen Themen durch Offenbarung bekannt gegeben wird, gibt es Raum für unterschiedliche Ebenen des Verstehens und der Auslegung ungeklärter Fragen.”[14]
Aussagen von Kirchenführern mögen nützlich und wahr sein, aber wenn sie „außerhalb der anerkannten prophetischen Parameter geäußert” werden, „stellen sie nicht die offizielle Lehre oder Position der Kirche dar.”[15] Dazu zählen auch Aussagen auf der Generalkonferenz. Die Konferenzansprachen sind sicherlich nützlich für die spirituelle Erbauung der Mitglieder und konzentrieren sich im allgemeinen auf offenbarte, offizielle Wahrheiten. Aber nur weil sie auf der Konferenz geäußert werden, stellen sie noch nicht automatisch „offizielle” Lehre dar. Harold B. Lee hat erklärt: „Man soll nicht denken, dass jedes von einer Generalautorität ausgesprochene Wort inspiriert ist, oder dass sie in allem was sie schreiben, vom Heiligen Geist bewegt werden.”[16] Und J.F. McConkie sagt: „Wenn man behauptet, alles, was auf der Generalkonferenz gelehrt wird, ist „offizielle” Lehre, macht man den Ort, wo etwas gesagt wird, anstatt das was gesagt wird, zum Maßstab der Wahrheit. Auch ist etwas noch nicht offizielle Lehre, weil jemand in einem bestimmten Amt oder einer bestimmten Stellung es gesagt hat. Die Wahrheit ist nicht ein Amt oder eine Stellung, zu der man berufen ist.”[17]
Wie wissen wir dann, was „Lehre” ist, und was nicht? Erstens muss es allgemein mit dem übereinstimmen, was bereits offenbart ist. J. Fielding Smith hat geschrieben: „Es spielt keine Rolle, was jemand geschrieben oder gesagt hat; wenn es im Widerspruch zu dem steht, was der Herr offenbart hat, dann können wir es unbeachtet lassen.” Er erklärt: die Standardwerke (Heilige Schrift) sind der Maßstab oder die Waage, nach der wir alle Lehren von Menschen messen.”[18].
Harold B. Lee hat ähnliche Gedanken geäußert als er lehrte, von jegliche Lehre, die jemand vertritt – ungeachtet seiner Stellung – die nicht durch die Standardwerke gestützt wird, „kann man wissen, dass diese Äußerung nur eine persönliche Meinung ist.” Er erkannte an, dass der Prophet neue Lehre hervorbringen kann, aber „wenn er das tut, dann wird er es als eine Offenbarung von Gott verkünden, worauf es dann von der Kirche insgesamt bestätigt wird."[19]
Der Prophet kann auch neue Heilige Schriften hinzufügen, aber solche Hinzufügungen werden von der Ersten Präsidentschaft der Kirche als ganzem vorgestellt, und sie werden dann durch allgemeine Zustimmung als verbindliche Lehre der Kirche anerkannt (siehe LuB 26:2; 107:27-31). [20]
Aber bevor solche Lehren oder Meinungen nicht auf der Konferenz bestätigt werden, sind sie „weder bindend, noch die offizielle Lehre der Kirche.”[21]
Wie können wir wissen, ob Lehren, über die nicht abgestimmt wurde, wahr sind?
J. Reuben Clark erklärt, „Wenn wir selbst vom Heiligen Geist bewegt werden, dann wissen wir, dass die Sprecher wahre Lehre verkünden. Gewissermaßen wird die Verantwortung, festzustellen, ob die Sprecher wahre Lehre verkünden, von ihnen auf uns geschoben.”[22]
Es ist sehr wahrscheinlich, dass der Herr seinen Dienern erlaubt hat, Fehler zu machen (und dass er es auch weiterhin erlauben wird) – das ist alles Teil des Fortschritts und des Wachstumsprozesses. Wir werden nicht gezwungen, Lehren anzunehmen, mit denen wir nicht übereinstimmen. Wir sollen vielmehr die Bestätigung durch den Geist erhalten, ob das Gelehrte die Lehre Gottes ist. Und natürlich sind es wir selbst, die sich in Gefahr bringen, wenn wir etwas nicht anerkennen, was uns zum Segen gereichen soll.
Fußnoten
- [back] Webster’s Super New School and Office Dictionary (Greenwich, Connecticut: Fawcett Publications, 1974).
- [back] Editor’s Table, Improvement Era (September 1912): 1045.
- [back] HC, 5:265.
- [back] HC, 5:516.
- [back] HC, 5:181.
- [back] Lorenzo Snow, private journal, quoted in Neal A. Maxwell, „Out of Obscurity,” Ensign (November 1984), 10.
- [back] JD 10:212.
- [back] See John L. Sorenson, The Geography of Book of Mormon Events: A Source Book (Provo, Utah: FARMS, 1992).
- [back] Ibid., 9.
- [back] J.R. Dummelow, ed. One Volume Bible Commentary (New York: Macmillan, 1936), cxxxv.
- [back] 11 JD 2:314.
- [back] 12 Brigham Young, Millennial Star No. 8 (October 1, 1845), 6:119–123.
- [back] Joseph Fielding Smith, Doctrines of Salvation 3 vols. (Salt Lake City: Bookcraft, 1955), 2:168.
- [back] 14 M. Gerald Bradford and Larry E. Dahl, „Doctrine,” Encyclopedia of Mormonism, ed. by Daniel H. Ludlow (New York: Macmillan, 1992), 1:395.
- [back] 15 Brent L. Top, Larry E. Dahl, and Walter D. Bowen, Follow the Living Prophets (Salt Lake City: Bookcraft, 1993), 118.
- [back] Harold B. Lee, Stand Ye in Holy Places (Salt Lake City: Deseret Book Company., 1974), 162.
- [back] Joseph Fielding McConkie, Answers: Straightforward Answers to Tough Gospel Questions (Salt Lake City: Deseret Book Company, 1998), 213–214.
- [back] Joseph Fielding Smith, Doctrines of Salvation 3 vols. (Salt Lake City: Bookcraft, 1955), 3:203.
- [back] John A. Tvedtnes, „The Nature of Prophets and Prophecy.” (Unpublished, 1999, copy in my possession.)
- [back] See also Bradford and Dahl, 395.
- [back] Stephen E. Robinson, Are Mormons Christian? (Salt Lake City: Bookcraft, 1992), 15.
- [back] J. Reuben Clark, Jr., „When are the Writings or Sermons of Church Leaders Entitled to the Claim of Scripture?” speech given at BYU, July 7, 1954, published in the Church News, July 31, 1954; reprinted in Dialogue, 12:2, p. 68–69.