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Lehren der Mormonen/Abgelehnte Konzepte/Blutsühne
[Bearbeitung nötig]
Inhaltsverzeichnis
Kritik
Kritiker behaupten, dass Abtrünnige während der Präsidentschaft von Brigham Young heimlich getötet worden wären. Sie behaupten, das sei im Einklang mit der Lehre der damaligen HLT-Führer geschehen, dass Abfall vom Glauben eine nicht zu vergebende Sünde wäre, und dass für einen Abtrünnigen es nur möglich wäre sich selbst zu erlösen, indem er sein eigenes Leben geben würde, willentlich oder unwillentlich.
Quellen der Kritik
- Richard Abanes, One Nation Under Gods: A History of the Mormon Church (New York: Four Walls Eight Windows, 2003), 232-236
- "Achilles" [pen name for Samuel D. Sirrine], The Destroying Angels of Mormondom; or a Sketch of the Life of Orrin Porter Rockwell, the Late Danite Chief.
- Sally Denton, American Massacre: The Tragedy at Mountain Meadows, (Secker & Warburg, 2003), 16.
- Contender Ministries, Questions All Mormons Should Ask Themselves. Answers
- William Hall, Abominations of Mormonism Exposed; Containing Many Facts and Doctrines Concerning That Singular People, During Seven Year's Membership with Them; From 1840 to 1847.
- Walter Martin, The Kingdom of the Cults (Revised) (Minneapolis: Bethany House Publishers, 1997), 236.
Erwiderung
Trotz einer Anzahl retorischer Bemerkungen von HLT-Führern in den späten 50-er Jahren des 19. Jahrhunderts gibt es keinen Beweis dafür, dass jemand auf Befehl von Brigham Young oder einer anderen Generalautorität der "Blutsühne" unterworfen worden wäre. Zeitgenössische Behauptungen solcher Handlungen kommen ausnahmslos aus antimormonischen Büchern und Zeitungen mit reißerischen Titeln wie Die zerstörenden Engel der Mormonen[1] und Abscheulichkeiten des Mormonismus enthüllt.[2]
Die Erste Präsidentschaft gab 1889 zum Thema des Tötens von Abtrünnigen als eine Form der Blutsühne eine offzielle Erklärung heraus, die in Auszügen lautet:
- Trotz all der Geschichten, die über das Töten von Abtrünnigen erzählt wurden, ist niemals ein solcher Fall vorgekommen und wurde natürlich auch nie der Kirche, die wir repräsentieren, zur Last gelegt. Hunderte Abtrünnige von der Kirche leben ständig bis heute in diesem Territorium, viele von ihnen haben beträchtlichen Reichtum angesammelt, doch stehen sie dem mormonischen Glauben und Volk in bitterer Feindschaft gegenüber. Sogar jene, die es zu ihrem Geschäft gemacht haben, die gemeinsten Lügen zu erfinden und sie plausibel zu machen, indem sie isolierte Abschnitte ohne den erklärenden Zusammenhang aus alten Predigten auswählen und die keine Gelegenheit ausließen, den Charakter jener Menschen anzuschwärzen und zu verteufeln, sind bis zum heutigen Tag unter jenen geblieben, die sie beständig verleumden ohne die geringste persönliche Verletzung zu erhalten.
- Wir verurteilen die Anschuldigung, dass unsere Kirche das Töten von Personen, die die Kirche verlassen oder von ihren Lehren abfallen, begünstigt oder daran glaubt, als vollständig unwahr. Wir würden eine Strafe dieser Art für ein solches Verhalten mit der größten Abscheu betrachten. Es ist für uns abscheulich und steht in direktem Gegensatz zu unseren Glaubensgrundsätzen. [3]
unbiblisch?
Trotz der Behauptungen der Kritiker gibt es Beweise dafür, dass sogar in der apostolischen Zeit unter Christen einige Verbrechen als todeswürdig betrachtet wurden:
- Jeder, der seinen Bruder hasst, ist ein Mörder und ihr wisst: Kein Mörder hat ewiges Leben, das in ihm bleibt. (1. Johannes 3:15)
- Wenn wir wissen, dass er uns bei allem hört, was wir erbitten, dann wissen wir auch, dass er unsere Bitten schon erfüllt hat. 16 Wer sieht, dass sein Bruder eine Sünde begeht, die nicht zum Tod führt, soll (für ihn) bitten; und Gott wird ihm Leben geben, allen, deren Sünde nicht zum Tod führt. Denn es gibt Sünde, die zum Tod führt. Von ihr spreche ich nicht, wenn ich sage, dass er bitten soll. 17 Jedes Unrecht ist Sünde; aber es gibt Sünde, die nicht zum Tod führt. 18 Wir wissen: Wer von Gott stammt, sündigt nicht, sondern der von Gott Gezeugte bewahrt ihn und der Böse tastet ihn nicht an. (1. Johannes 3:15)
Beispiel für angebliche Blutsühne
Thomas Coleman (in manchen Quellen auch "Colbourn") war ein schwarzer Mormon, den Brigham Young 1866 im Salt Lake House Hotel angestellt hatte. Coleman wurde anscheinend dabei erwischt, als er heimlich mit einer Frau sprach, von der man glaubte, dass er um sie warb. Die Männer, die ihn entdeckten, töteten ihn gemeinsam und schändeten seinen Leichnam. Auf seiner Leiche wurde ein Schild angebracht: Nachricht an alle Nigger: Lasst weiße Frauen in Ruhe![4] Sein Tod wurde angeblich durch ein vollständig mormonisches Schwurgericht vertuscht.
Die Schwierigkeit hierbei ist, dass "Blutsühne" angeblich an Mormonen mit Tempelendowment volzogen wurde, die abgefallen waren. Wenn Coleman auch ein Mormone gewesen sein dürfte, so war er doch sicherlich kein Mitlgied mit Endowment und auch kein Abgefallener. Angenommen, die berichteten Umstände seines Todes wären wahr, ist das ein tragisches Beispiel für Rassismus und Lynchjustiz, die zu jener Zeit nur allzu üblich waren.
Übertreibung und Sensationslust
Ein Historiker merkte an:
- Dass die Lehre [der Blutsühne] von hohen Kirchenfunktionären gepredigt wurde, steht durch Berichte fest, die Absicht der Predigten wurde eine Angelegenheit von Vermutungen, deren Ergebnisse lebhafte Phantasie Überstunden machen ließ. Reichlich Blut floss durch die Schriften solcher Männer wie Beadles Leben in Utah oder die Geheimnisse von Mormonismus und Polygamie, in Linns Die Geschichte des Mormonismus und sogar in Stenhouses anonymem Kapitel über Reformation und Blutsühne in seinem Heilige der Rocky Mountains. Zahlreiche Tötungen, einschließlich das Mountain Meadows Massaker, wurden der Lehre als Frucht zugeschrieben ...
- Ausgelassen aus Zitaten, die die Antimormonen verwendeten, wurden beschränkende Sätze wie jene von Brigham Young:
- ...Es gab in Israel unter dem Gesetz Gottes eine Zeit, in der das Blut eines Mannes, der des Ehebruchs für schuldig befunden wurde, vergossen werden musste, und das liegt auf der Hand. Doch nun sage ich im Namen des Herrn, dass wenn dieses Volk nicht mehr sündigen wird, sondern seine Religion treu lebt, werden ihnen ihre Sünden vergeben werden, ohne ihnen das Leben zu nehmen.
- Die Schlechtigkeit und das Unwissen der Nationen verbietet, dass dieser Grundsatz voll in Kraft ist, doch die Zeit wird kommen, dass das Gesetz Gottes voll in Kraft ist.
- Die Lehre von der Blutsühne, die die Sorge um die Errettung jener enthielt, die ihr unterworfen waren, konnte wenig Bedeutung im Mountain Meadows Massaker oder in irgend einem der anderen Morde haben, die den Mormonen unbewiesen zur Last gelegt wurden. (Hervorhebung hinzugefügt)[5]
Der Predigtstil von Brigham Young
Zudem haben Kritiker oft den Predigtstil von Brigham Young (und anderen HLT-Predigern) missverstanden oder falsch dargestellt, da sie ihn anders sahen, als die Heiligen jener Tage:
- Zwischen dem Mormonenführer und seiner Gemeinde wuchsen Bande, die ... Respektlosigkeit [gegenüber Brigham Young persönlich] erlaubten. Brigham Young sah sich selbst in der Rolle des rauen, doch liebenden Vaters der Heiligen, der seine Herde abwechselnd ausschimpfte und ihnen behilflich war. Als Gesetzgeber hatte er das Gefühl, er sollte ohne Kompromiss predigen.
- „Ich werde Ihnen sagen, was dieses Volk im Hinblick auf Predigten braucht", sagte er. „Bildlich gesprochen muss es Heugabeln regnen mit den Zinken nach unten ... Statt der glatten, schönen, süßen, leisen Predigten von samtweichen Lippen sollte man Predigten wie Donnerschläge haben."
- Getreu seinen Worten gab Brigham Heiligen und Sündern reichlich Heugabeln. Die letzteren dürften besonders dann hart getroffen worden sein, wenn sie böswilligem Antimormonismus schuldig waren ...
- Doch seine Ausbrüche waren die Ausnahme, nicht die Regel und auch wenn er donnerte, machte er seine Schläge mit Humor weicher ... Er mutmaßte, dass sich unter den Kleidern mancher Frauen ein Sechsspänner verstecken könnte mit „einem Dutzend Hunde unter dem Wagen" ... Weit davon entfernt seine Schläge schmerzlich zu empfinden, gelangte die momronische Mitgliedschaft dazu sie zu tolerieren, zu erwarten und sogar die Show zu genießen ...
- Man musste nicht weit suchen, um die Schlüssel zu seiner Popularität als Sprecher zu finden. Vor allem fühlte sein Publikum, dass sich hinter seinen starken Worten aufrichtige Sorge verbarg. „Mein Herz fühlt [für die Heiligen] mit den zärtlichsten Gefühlen, so dass ich wie ein Kind weinen könnte", sagte er, „doch ich achte darauf, dass ich meine Tränen für mich behalte." Er versicherte sein Volk, dass er niemals Böses beabsichtigte. „Es gibt keine Seele, die ich züchtige, außer solche, bei denen ich das Gefühl habe, sie in meiner Brust zu bergen und sie von Tag zu Tag zu tragen."
- Brigham glaubte daran, dass ihn seine starken Worte nicht von seiner Herde trennten. „Wenn ich auch hier heraufgehe und ... [die Leute orfeige], indem ich sie zurechtweise wegen ihrer Vergesslichkeit, ihren Schwächen und Narreteien, so habe ich doch keinen Augenblick erlebt, in dem sie mich nicht geliebt hätten. Der Grund dafür ist, dass ich sie so sehr liebe." Er tadelte mit Vorsicht, dachte er, indem er eine grundlegene Regel anwandte: „Wenn du die Zuchtrute in der Hand hast, so bitte Gott um die Weisheit, sie zu gebrauchen, sodass du sie nicht zur Zerstörung von jemandem, sondern zu seiner Errettung benutzt." ...
- Die Heiligen verstanden auch, dass mit seinem berühmten Bellen nur wenig Beißen verbunden war. „Einige Leute fragten mich einmal, wie ich das Volk leite und kontrolliere," bemerkte er einmal. „Ich tue das, indem ich ihnen die Wahrheit sage und sie dann gerade so tun lasse, wie sie den inn dazu haben."...
- Youngs Worte und sein Bühnenverhalten waren also oft auf Effekt berechnet. Für eine typische Versammlung im Tabernakel dachte er, wären normale und respektvolle Worte wie ein „Wind, der ... ins Ohr weht und [bald] vergessen ist. Dehsalb ergriff er stärkere Maßnahmen. Wenn man wünscht, das die Leute fühlen, was man sagt," meinte er einmal aufschlussreich, dann muss man eine Sprache verwenden, an die sie sich erinnern werden, andernfalls sind die Gedanken an sie verschwendet. Folgerichtig verwenden wir in vielen Fällen eine Sprache, die wir eigentlich nicht verwenden würden."[6]
Schlussfolgerung
Man ist zwar ohne Zweifel dazu in der Lage, Beispiele dafür auszugraben, dass jene vom HLT-Glauben Blut vergossen haben. Doch entbehren Anschuldigungen, die zu beweisen suchen, dass jene Handlungen von der HLT-Kirche oder der Kirchenführung allgemein gefördert, geduldet oder vertuscht worden wäre, jeglicher Grundlage. Wie Larsen schreibt:
- Das Bestreiten von Mordanschuldigungen die im Kielwasser der Reformation daherkamen, lösten sich zu den verteidigbaren Positionen dass 1. bekannte Tötungen der Reformzeit auf Motive zurückgingen, die nichts mit Blutsühne zu tun hatten, 2. die Kirche trotz extremer Ausagen von einigen ihrer Führer es nicht duldete, dass Leben auf andere Weise als duch einen Gerichtsprozess genommen wurde, 3. die Verantwortung für einen Rückgriff auf primitive Praktiken des Blutvergießen voll auf den Schultern fanatischer Einzelner ruht. Die ganze Erfahrung setzte sich im Gedächtnis als eine Erinnerung daran fort, wie schlimme Folgen aus einer guten Sache erwachsen, die ins Extreme getrieben wird.[7]
Fußnoten
- [back] "Achilles" [pen name for Samuel D. Sirrine], The Destroying Angels of Mormondom; or a Sketch of the Life of Orrin Porter Rockwell, the Late Danite Chief, (San Francisco, 1878).
- [back] William Hall, Abominations of Mormonism Exposed; Containing Many Facts and Doctrines Concerning That Singular People, During Seven Year's Membership with Them; From 1840 to 1847 (Cincinnati: I. Hart, 1852).
- [back] Official Declaration, 12 December 1889, signed by the First Presidency (Wilford Woodruff, George Q. Cannon, and Joseph F. Smith), the Quorum of the Twelve (Lorenzo Snow, Franklin D. Richards, Brigham Young Jr., Moses Thatcher, Francis M. Lyman, John Henry Smith, George Teasdale, Heber J. Grant, John W. Taylor, M.W. Merrill, A.H. Lund, and Abraham H. Cannon), and counselors (John W. Young and Daniel H. Wells).
- [back] Union Vedette, (13 December 1866): page 3. A scan of the article is available here Link
- [back] Gustave O. Larson, "The Mormon Reformation," Utah Historical Quarterly 26/1 (January 1958): 60-62.
- [back] Ronald W. Walker, "Raining Pitchforks: Brigham Young as Preacher," Sunstone (Issue #3/3) (May 1983): 5–9. Link Link This article is a worthwhile discussion of Brigham Young's preaching style generally, and how the Saints saw it.
- [back] Gustave O. Larson, "The Mormon Reformation," Utah Historical Quarterly 26/1 (January 1958): 62.
Zusätzliches Material
FAIRwiki Artikel
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