Lehren der Mormonen/Abgelehnte Konzepte/Blutsühne

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Blutsühne

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Da steht ein Mann auf der Straße, der versucht, einer Gruppe von Leuten, die hier sind, die Endowments auszustellen. Du wirst sehen, was aus diesem Mann wird. Fass ihn nicht an. Er hat jedes Recht und jeden Titel des ewigen Lebens verwirkt; doch lass ihn in Ruhe und du wirst nach und nach sehen, was aus ihm wird. Sein Herz wird schmerzen, und so geht es jedem Herzen eines jeden Abtrünnigen, der gegen Zion kämpft; sie werden sich selbst zerstören. Es ist eine falsche Vorstellung, dass Gott die Leute zerstört, oder dass die Heiligen wünschen, sie zu zerstören. Es ist nicht so. Sie Saaten der Sünde, die in ihnen ist, sind zufrieden, ihre Zerstörung zu vollenden.

-Brigham Young Journal of Discourses 11:262. (12 August 1866).
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Frage: Was ist „Blutsühne”?

Kritiker behaupten, dass Abtrünnige während der Präsidentschaft von Brigham Young heimlich getötet worden wären. Sie behaupten, das sei im Einklang mit der Lehre der damaligen HLT-Führer geschehen, dass Abfall vom Glauben eine nicht zu vergebende Sünde wäre, und dass für einen Abtrünnigen es nur möglich wäre sich selbst zu erlösen, indem er sein eigenes Leben geben würde, willentlich oder unwillentlich. Aus Anlass der Hinrichtung von Ronny Lee Gardner am 18. Juni 2010, der gemäß seinem Wunsch im Gefängnis von Draper, Utah, erschossen wurde, flammte die Debatte um die Lehre der Blutsühne neu auf. Es wurde behauptet, es wäre Lehre der Mormonen, dass gewisse Sünden nur dadürch gesühnt werden können, dass buchstäblich das Blut des Sünders vergossen wird und das hätte Brigham Young öffentlich gelehrt.

Ein Historiker merkte an:

Dass die Lehre [der Blutsühne] von hohen Kirchenfunktionären gepredigt wurde, steht durch Berichte fest, die Absicht der Predigten wurde eine Angelegenheit von Vermutungen, deren Ergebnisse lebhafte Phantasie Überstunden machen ließ. Reichlich Blut floss durch die Schriften solcher Männer wie Beadles Leben in Utah oder die Geheimnisse von Mormonismus und Polygamie, in Linns Die Geschichte des Mormonismus und sogar in Stenhouses anonymem Kapitel über Reformation und Blutsühne in seinem Heilige der Rocky Mountains. Zahlreiche Tötungen, einschließlich das Mountain Meadows Massaker, wurden der Lehre als Frucht zugeschrieben ...

Ausgelassen aus Zitaten, die die Antimormonen verwendeten, wurden beschränkende Sätze wie jene von Brigham Young:

...Es gab in Israel unter dem Gesetz Gottes eine Zeit, in der das Blut eines Mannes, der des Ehebruchs für schuldig befunden wurde, vergossen werden musste, und das liegt auf der Hand. Doch nun sage ich im Namen des Herrn, dass wenn dieses Volk nicht mehr sündigen wird, sondern seine Religion treu lebt, werden ihnen ihre Sünden vergeben werden, ohne ihnen das Leben zu nehmen.

Die Schlechtigkeit und das Unwissen der Nationen verbietet, dass dieser Grundsatz voll in Kraft ist, doch die Zeit wird kommen, dass das Gesetz Gottes voll in Kraft ist.

Die Lehre von der Blutsühne, die die Sorge um die Errettung jener enthielt, die ihr unterworfen waren, konnte wenig Bedeutung im Mountain Meadows Massaker oder in irgend einem der anderen Morde haben, die den Mormonen unbewiesen zur Last gelegt wurden. (Hervorhebung hinzugefügt)[1]

Trotz der Behauptungen der Kritiker gibt es Beweise dafür, dass sogar in der apostolischen Zeit unter Christen einige Verbrechen als todeswürdig betrachtet wurden:

Jeder, der seinen Bruder hasst, ist ein Mörder und ihr wisst: Kein Mörder hat ewiges Leben, das in ihm bleibt. (1. Johannes 3:15)

Wenn wir wissen, dass er uns bei allem hört, was wir erbitten, dann wissen wir auch, dass er unsere Bitten schon erfüllt hat. Wer sieht, dass sein Bruder eine Sünde begeht, die nicht zum Tod führt, soll (für ihn) bitten; und Gott wird ihm Leben geben, allen, deren Sünde nicht zum Tod führt. Denn es gibt Sünde, die zum Tod führt. Von ihr spreche ich nicht, wenn ich sage, dass er bitten soll. Jedes Unrecht ist Sünde; aber es gibt Sünde, die nicht zum Tod führt. Wir wissen: Wer von Gott stammt, sündigt nicht, sondern der von Gott Gezeugte bewahrt ihn und der Böse tastet ihn nicht an. (1. Johannes 3:15)


Charles Penrose (1912): "Glauben Sie an die Blutsühne"?

Charles W. Penrose, Improvement Era (September 1912):

Frage 9: Glauben Sie an die Blutsühne, oder in anderen Worten, akzeptieren und glaiben Sie das Prinzip, das in Brigham Youngs Predigt am 8. Februar 1857 gelehrt wurde? (Journal of Discourses, volume 4, pages 219, 220)
Antwort: Wir glauben an die Blutsühne durch das Opfer des Erlösers, was auch erklärt ist in Genesis 9:6. Ein Kapitalverbrechen, begangen von einem Mann, der den ewigen Bund auf sich genommen hat, verdient große Strafe, was das einzige Opfer ist, das er bringen kann. Doch die Strafe muss von einem gesetzlichen Beamten vollzogen werden, der vom Gesetz des Landes dazu ernennt wurde.[2]


Frage: Haben die frühen Mormonenführer diesen Abfall die unverzeihliche Sünde gelehrt, und dass das einzige, was ein Abtrünniger tun konnte, um sich selbst zu erlösen, sein eigenes Leben geben würde, bereitwillig oder unfreiwillig?

Doch entbehren Anschuldigungen, die zu beweisen suchen, dass jene Handlungen von der HLT-Kirche oder der Kirchenführung allgemein gefördert, geduldet oder vertuscht worden wären, jeglicher Grundlage

Man ist zwar ohne Zweifel dazu in der Lage, Beispiele dafür auszugraben, dass jene vom HLT-Glauben Blut vergossen haben. Doch entbehren Anschuldigungen, die zu beweisen suchen, dass jene Handlungen von der HLT-Kirche oder der Kirchenführung allgemein gefördert, geduldet oder vertuscht worden wären, jeglicher Grundlage. Wie Larsen schreibt:

Das Bestreiten von Mordanschuldigungen, die im Kielwasser der Reformation daherkamen, lösten sich zu den verteidigbaren Positionen, dass 1. bekannte Tötungen der Reformzeit auf Motive zurückgingen, die nichts mit Blutsühne zu tun hatten, 2. die Kirche trotz extremer Ausagen von einigen ihrer Führer es nicht duldete, dass Leben auf andere Weise als duch einen Gerichtsprozess genommen wurde, 3. die Verantwortung für einen Rückgriff auf primitive Praktiken des Blutvergießens voll auf den Schultern fanatischer Einzelner ruht. Die ganze Erfahrung setzte sich im Gedächtnis als eine Erinnerung daran fort, wie schlimme Folgen aus einer guten Sache erwachsen, die ins Extreme getrieben wird.[3]

Aus Anlass der bevorstehenden Hinrichtung von Ronny Lee Gardner veröffentlichte die Kirche am 16. Juni 2010 folgende Erklärung, die die Deseret News am 17. Juni abdruckte:

In der Mitte des 19. Jahrhunderts, als gefühlsbetonte Rhetorik in Reden üblich war, benutzten einige Kirchenmitglieder und -führer starke Ausdrücke, wobei sie auch die Vorstellung äußerten, dass Menschen dadurch Sünden wiedergutmachen, dass sie ihr eigenes Leben hingeben.

Jedoch ist die sogenannte „Blutsühne”, wodurch von Personen verlangt würde, dass ihr Blut vergossen würde, um für ihre Sünden zu bezahlen, keine Lehre der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage. Wir glauben und lehren das unbegrenzte und allumfassende Sühnopfer Jesu Christi, das allen Menschen Vergebung von Sünde und Erlösung möglich macht.


Frage: Wurden die Abtrünnigen bei der Verwaltung von Brigham Young heimlich durch "Blut Sühne" getötet?

Trotz einer Anzahl rhetorischer Bemerkungen von HLT-Führern in den späten 50-er Jahren des 19. Jahrhunderts gibt es keinen Beweis dafür, dass jemand auf Befehl von Brigham Young oder einer anderen Generalautorität der „Blutsühne” unterworfen worden wäre. Zeitgenössische Behauptungen solcher Handlungen kommen ausnahmslos aus antimormonischen Büchern und Zeitungen mit reißerischen Titeln wie Die zerstörenden Engel der Mormonen[4] und Abscheulichkeiten des Mormonismus enthüllt.[5]

Die Erste Präsidentschaft gab 1889 zum Thema des Tötens von Abtrünnigen als eine Form der Blutsühne eine offzielle Erklärung heraus, die in Auszügen lautet:

Trotz all der Geschichten, die über das Töten von Abtrünnigen erzählt wurden, ist niemals ein solcher Fall vorgekommen und wurde natürlich auch nie der Kirche, die wir repräsentieren, zur Last gelegt. Hunderte Abtrünnige von der Kirche leben ständig bis heute in diesem Territorium, viele von ihnen haben beträchtlichen Reichtum angesammelt, doch stehen sie dem mormonischen Glauben und Volk in bitterer Feindschaft gegenüber. Sogar jene, die es zu ihrem Geschäft gemacht haben, die gemeinsten Lügen zu erfinden und sie plausibel zu machen, indem sie isolierte Abschnitte ohne den erklärenden Zusammenhang aus alten Predigten auswählen und die keine Gelegenheit ausließen, den Charakter jener Menschen anzuschwärzen und zu verteufeln, sind bis zum heutigen Tag unter jenen geblieben, die sie beständig verleumden ohne die geringste persönliche Verletzung zu erhalten.

Wir verurteilen die Anschuldigung, dass unsere Kirche das Töten von Personen, die die Kirche verlassen oder von ihren Lehren abfallen, begünstigt oder daran glaubt, als vollständig unwahr. Wir würden eine Strafe dieser Art für ein solches Verhalten mit der größten Abscheu betrachten. Es ist für uns abscheulich und steht in direktem Gegensatz zu unseren Glaubensgrundsätzen. [6]


Frage: War Thomas Coleman (oder Colbourn) "Blut gesühnt"?

Thomas Coleman (in manchen Quellen auch „Colbourn”) war ein schwarzer Mormone, den Brigham Young 1866 im Salt Lake House Hotel angestellt hatte. Coleman wurde anscheinend dabei erwischt, als er heimlich mit einer Frau sprach, von der man glaubte, dass er um sie warb. Die Männer, die ihn entdeckten, töteten ihn gemeinsam und schändeten seinen Leichnam. Auf seiner Leiche wurde ein Schild angebracht: Nachricht an alle Nigger: Lasst weiße Frauen in Ruhe![7] Sein Tod wurde angeblich durch ein vollständig mormonisches Schwurgericht vertuscht.

Die Schwierigkeit hierbei ist, dass „Blutsühne” angeblich an Mormonen mit Tempelendowment vollzogen wurde, die abgefallen waren. Wenn Coleman auch ein Mormone gewesen sein dürfte, so war er doch sicherlich kein Mitlgied mit Endowment und auch kein Abgefallener. Angenommen, die berichteten Umstände seines Todes wären wahr, ist das ein tragisches Beispiel für Rassismus und Lynchjustiz, die zu jener Zeit nur allzu üblich waren.


Frage: Hat Brigham Young's Predigt-Stil die Menschen dazu veranlasst, "Blutsühne" durchzuführen?

Der Predigtstil von Brigham Young

Zudem haben Kritiker oft den Predigtstil von Brigham Young (und anderen HLT-Predigern) missverstanden oder falsch dargestellt, da sie ihn anders sahen, als die Heiligen jener Tage:

Zwischen dem Mormonenführer und seiner Gemeinde wuchsen Bande, die ... Respektlosigkeit [gegenüber Brigham Young persönlich] erlaubten. Brigham Young sah sich selbst in der Rolle des rauen, doch liebenden Vaters der Heiligen, der seine Herde abwechselnd ausschimpfte und ihnen behilflich war. Als Gesetzgeber hatte er das Gefühl, er sollte ohne Kompromiss predigen.

„Ich werde Ihnen sagen, was dieses Volk im Hinblick auf Predigten braucht”, sagte er. „Bildlich gesprochen muss es Heugabeln regnen mit den Zinken nach unten ... Statt der glatten, schönen, süßen, leisen Predigten von samtweichen Lippen sollte man Predigten wie Donnerschläge haben.”

Getreu seinen Worten gab Brigham Heiligen und Sündern reichlich Heugabeln. Die letzteren dürften besonders dann hart getroffen worden sein, wenn sie böswilligem Antimormonismus schuldig waren ...

Doch seine Ausbrüche waren die Ausnahme, nicht die Regel und auch wenn er donnerte, machte er seine Schläge mit Humor weicher ... Er mutmaßte, dass sich unter den Kleidern mancher Frauen ein Sechsspänner verstecken könnte mit „einem Dutzend Hunde unter dem Wagen” ... Weit davon entfernt seine Schläge schmerzlich zu empfinden, gelangte die mormonische Mitgliedschaft dazu sie zu tolerieren, zu erwarten und sogar die Show zu genießen ...

Man musste nicht weit suchen, um die Schlüssel zu seiner Popularität als Sprecher zu finden. Vor allem fühlte sein Publikum, dass sich hinter seinen starken Worten aufrichtige Sorge verbarg. „Mein Herz fühlt [für die Heiligen] mit den zärtlichsten Gefühlen, so dass ich wie ein Kind weinen könnte”, sagte er, „doch ich achte darauf, dass ich meine Tränen für mich behalte.” Er versicherte seinem Volk, dass er niemals Böses beabsichtigte. „Es gibt keine Seele, die ich züchtige, außer solche, bei denen ich das Gefühl habe, sie in meiner Brust zu bergen und sie von Tag zu Tag zu tragen.”

Brigham glaubte daran, dass ihn seine starken Worte nicht von seiner Herde trennten. „Wenn ich auch hier heraufgehe und ... [die Leute ohrfeige], indem ich sie zurechtweise wegen ihrer Vergesslichkeit, ihrer Schwächen und Narreteien, so habe ich doch keinen Augenblick erlebt, in dem sie mich nicht geliebt hätten. Der Grund dafür ist, dass ich sie so sehr liebe.” Er tadelte mit Vorsicht, dachte er, indem er eine grundlegene Regel anwandte: „Wenn du die Zuchtrute in der Hand hast, so bitte Gott um die Weisheit, sie zu gebrauchen, sodass du sie nicht zur Zerstörung von jemandem, sondern zu seiner Errettung benutzt.” ...

Die Heiligen verstanden auch, dass mit seinem berühmten Bellen nur wenig Beißen verbunden war. „Einige Leute fragten mich einmal, wie ich das Volk leite und kontrolliere,” bemerkte er einmal. „Ich tue das, indem ich ihnen die Wahrheit sage und sie dann gerade so tun lasse, wie sie den Sinn dazu haben.”...

Youngs Worte und sein Bühnenverhalten waren also oft auf Effekt berechnet. Für eine typische Versammlung im Tabernakel dachte er, wären normale und respektvolle Worte wie ein „Wind, der ... ins Ohr weht und [bald] vergessen ist. Deshalb ergriff er stärkere Maßnahmen. „Wenn man wünscht, dass die Leute fühlen, was man sagt,” meinte er einmal aufschlussreich, „dann muss man eine Sprache verwenden, an die sie sich erinnern werden, andernfalls sind die Gedanken an sie verschwendet. Folgerichtig verwenden wir in vielen Fällen eine Sprache, die wir eigentlich nicht verwenden würden.”[8]


Offizielle Stellungnahme des Rates der Zwölf

Am 18. Oktober 1978 beantwortete Apostel Bruce R. McConkie im Auftrag der Ersten Präsidentschaft eine Anfrage von Thomas B. McAffee von der juristischen Fakultät der Universität von Utah:

Sehr geehrter Herr McAffee,

dieses Schreiben erhalten Sie in Beantwortung Ihres Briefes vom 20. September 1978 an Präsident Spencer W. Kimball, in dem sie einige Fragen über die sogenannte Blutsühne stellten. Ich bin von Präsident Kimball und der Ersten Präsidentschaft gebeten worden, ihre Fragen zu beantworten.

Sie merken an, dass ich und Präsident Joseph Fielding Smith und einige unserer frühen Kirchenführer über diese Lehre gesprochen und geschrieben haben und Sie fragten, ob die Lehre der Blutsühne heute offizielle Kirchenlehre wäre.

Wenn mit Blutsühne das sühnende Opfer Jesu Christi gemeint ist, ist die Antwort Ja. Wenn unter Blutsühne gemeint ist, das Blut von Menschen zu vergießen, um auf irgend eine Weise für ihre eigenen Sünden zu sühnen, dann ist die Antwort Nein.

Wir glauben, dass das Blut Christi, vergossen in Getsemani und am Kreuz auf Golgatha, alle Menschen unter der Voraussetzung der Umkehr von Sünde reinigt. Wie es in einer Schriftstelle im Buch Mormon ausgedrückt wird: „dass die Errettung im sühnenden Blut Christi, des Herrn, des Allmächtigen, und durch dasselbe war und ist und sein wird.” (Mosia 3:18)

Wir glauben nicht, dass es in diesen Tagen nötig ist, dass Menschen ihr eigenes Blut vergießen, damit sie Vergebung ihrer Sünden erlangen. Das wird in vollem Bewusstsein dessen gesagt, was ich und andere in vergangenen Zeiten zu diesem Thema geschrieben und gesagt haben.

Um zu verstehen, was Brigham Young, Heber C. Kimball, Charles W. Penrose und andere gesagt haben, müssen wir erwähnen, dass es einige Sünden gibt, bei denen das Blut Christi alleine eine Person nicht reinigt. Das umfasst Lästerung gegen den Heiligen Geist (wie von der Kirche definiert) und jenen Mord, der das unrechtmäßige, böswillige Töten eines menschlichen Wesens ist. Jedoch, und das kann nicht zu stark betont werden, dieses Gesetz wurde der Kirche zu keiner Zeit in dieser Evangeliumszeit gegeben. Es hat keinerlei Anwendung auf irgend jemanden, der jetzt lebt, sei er ein Mitglied oder ein Nichtmitglied der Kirche.

Es gibt unter uns einfach keine solche Lehre wie eine Blutsühne, die jemandem eine Vergebung von Sünden oder irgend einen anderen Nutzen verschaffen würde, indem sein eigenes Blut vergossen würde. Lassen Sie mich kategorisch und eindeutig sagen, dass diese Lehre nur wirken kann zu einer Zeit, wo es keine Trennung von Kirche und Staat gibt und wenn die Macht, Leben zu nehmen der herrschenden Theokratie verliehen ist, so wie es zur Zeit Moses der Fall war. Seit der Zeit von Joseph Smith bis zur Gegenwart hat es keinen einzigen Fall von sogenannter Blutsühne unter irgend einem Vorwand gegeben.

Alles was ich geschrieben habe oder alles was von sonst jemandem gesagt wurde, muss im Lichte der vorstehenden Einschränkungen verstanden werden. Brigham Young und die anderen sprachen von einem theoretischen Grundsatz, der in vergangenen Zeitaltern in Kraft war, und weder zu ihrer Zeit noch in unseren Tagen. Wie ich mich erinnere, wurden Brigham Youngs Darstellungen der Zeit Moses und der Geschichte des alten Israel entnommen und könnten nicht heute angewendet werden.

Es gibt heute in der Kirche keine Lehre der Blutsühne und es hat sie auch zu keiner Zeit gegeben. Jegliche gegenteiligen Erklärungen sind entweder müßige Spekulationen oder reine Fantasie. Gewiss ist es keine jetzige Lehre der Kirche und in mehr als 60 Jahren regelmäßigen Kirchenbesuchs habe ich nie je eine einzige Predigt über das Thema gehört oder nur eine Diskussion in irgend einem kirchlichen Unterricht.

Sie fragten, ob die Erklärungen von unseren Führern der Vergangenheit, einschließlich jener, die man im Journal of Disourses findet, den offiziellen Standpunkt der Kirche darstellen. Die Antwort, wie sich aus den obigen Bemerkungen ergibt, ist, dass das nicht der Fall ist. Die Erklärungen beziehen sich auf einen theoretischen Grundsatz, der uns weder offenbart wurde noch von uns praktiziert wird.

Wenn unter Blutsühne die Todesstrafe verstanden wird, dann würde jede saubere Analyse des Gegenstandes die Sache mit dem Namen Todesstrafe benennen und nicht mit dem Namen Blutsühne. Den letzteren Ausdruck zu verwenden, ist völlig irreführend und erweckt den Gedanken, dass wir an etwas glauben, was wir äußerst ausdrücklich nicht glauben.

Wir glauben an die Todesstrafe. In einer Offenbarung an Joseph Smith am 9. Februar 1831 sagte der Herr: „Und nun, siehe, ich spreche zur Kirche: Du sollst nicht töten; und wer tötet, wird weder in dieser Welt noch in der künftigen Welt Vergebung haben. Und weiter, ich sage, du sollst nicht töten; wer aber tötet, soll sterben.” (LuB 42:18-19)

Als Antwort auf einige falsche und niederträchtige Beschuldigungen, die gegen die Heiligen der Letzten Tage veröffentlicht wurden, schrieb der Präsident der Kirche, damals Wilford Woodruff, am 9. Januar 1891 an den Herausgeber des Illustrated American. Darin bezieht sich Präsident Woodruff auf die Lehre als „die Fiktion der Blutsühne” und als „die falsche Theorie der Blutsühne, vom Autor des American aus alten Zeitungserfindungen abgeschrieben.”

Dann gibt er wieder, was die Lehre der Kirche ist, wenn man den Ausdruck Blutsühne einfach als Synonym für Todesstrafe verwendet:

„Es ist eine grundlegende Lehre unseres Glaubens, dass einem Mörder nicht vergeben werden kann, dass er 'kein ewiges Leben in sich hat', dass dann, wenn ein Mitglied unserer Kirche, das das Licht des Heiligen Geistes erhalten hat, dieses Kapitalverbrechen begeht, es weder in dieser noch in der kommenden Welt Vergebung erlangen wird. In den Offenbarungen Gottes an die Kirche wimmelt es von Geboten, die uns verbieten, Blut zu vergießen.”

Unter besonderer Bezugnahme auf die Todesstrafe, wie sie vom Staat und nicht von der Kirche praktiziert wird, sagte er: „Es ist Teil unseres Glaubens, dass die einzige Sühne, die ein Mörder für seine Todsünde machen kann, das Vergießen seines eigenen Blutes ist, gemäß dem Gebot des Allmächtigen nach der Sintflut: 'Wer das Blut eines Menschen vergießt, dessen Blut soll vergossen werden.' Doch dieses Gesetz muss von den gesetzmäßig bestimmten Beamten ausgeführt werden. Das ist 'Blutsühne', so sehr verdreht von den Verleumdern unseres Glaubens. Wir glauben auch an das Sühnopfer, erbracht durch das Vergießen des Blutes Christi auf Golgatha, dass es wirksam ist für das ganze Geschlecht Adams für die von Adam begangene Sünde und für die individuellen Sünden all jener, die glauben, umkehren und von jemandem, der Vollmacht hat, getauft werden und die den Heiligen Geist durch das Auflegen bevollmächtigter Hände erhalten. Ein Kapitalverbrechen begangen von einem solchen erleuchteten Menschen kann nicht durch das Blut des Erretters ausgeglichen werden. Für ihn gibt es 'kein weiteres Opfer für die Sünde', sein Leben ist verwirkt und er kann nur die Strafe bezahlen. Es gibt keine andere Blutsühne, die von den Heiligen der Letzten Tage gelehrt, praktiziert oder zum Teil ihres Glaubensbekenntnisses gemacht würde.

Ich wiederhole: Außer für das Sühnopfer Christi, das Teil des Glaubensbekenntnisses aller christlichen Kirchen ist oder sein sollte und mit Ausnahme des Gebrauchs des Ausdrucks „Blutsühne” als Synonym - und nichts mehr - für „Todesstrafe”, wo „erleuchtete” Mitglieder der Kirche betroffen sind, gibt es keine solche Lehre von Blutsühne in dieser Evangeliumszeit.

Ich habe in meinen Unterlagen einen Brief, datiert vom 12. Februar 1971, unterschrieben von den Präsidenten Joseph Fielding Smith und Harold B. Lee als und für die Erste Präsidentschaft, der zeigt, dass der theoretische Grundsatz der Blutsühne in keiner Evangeliumszeit Anwendung findet, in der es eine Trennung von Kirche und Staat gibt. Sie beziehen sich auf den Tod Christi durch jüdische Hände als „Kapitalverbrechen” und dann zitieren sie folgendes aus dem dritten Kapitel der Apostelgeschichte:

„Nun, Brüder, ich weiß, ihr habt aus Unwissenheit gehandelt, ebenso wie eure Führer...

Also kehrt um und tut Buße, damit eure Sünden getilgt werden und der Herr Zeiten des Aufatmens kommen lässt und Jesus sendet als den für euch bestimmten Messias.”

Dann schreiben sie: „Aus dem Obigen ist zu verstehen, dass das eine Angelegenheit ist, die zu bestimmen in den Händen des Herrn und nicht des Menschen belassen werden muss.”

Nun zu Ihrer abschließenden Frage - ob die Blutsühne „falls sie eine gültige Lehre ist”, irgend eine Auswirkung auf die Art der Ausführung der Todesstrafe hätte, brauche ich nur zu sagen:

1. Da es so etwas wie Blutsühne nicht gibt, außer wie oben angegeben, kann die Art der Hinrichtung keineAuswirkug auf das Sühnen für eigene Sünden haben und

2. Wenn wir einfach von Todesstrafe sprechen (und sie fälschlich Blutsühne nennen), kann ich immer noch keinen Grund dafür sehen, anzunehmen, dass es den geringsten Unterschied machen würde, wie eine Hinrichtung durchgeführt wird.

Soweit ich sehen kann, gibt es keinen Unterschied zwischen einem Erschießungskommando, einem elektrischen Stuhl, einer Gaskammer oder Hängen. Tod ist Tod und ich würde das Vergießen des Blutes in legalen Hinrichtungen als bildhaften Ausdruck verstehen, der bedeutet, dass man jemandem das Leben nimmt. Es scheint für mich keine gegenwärtige Bedeutung dafür zu geben, ob eine Hinrichtung durch ein Erschießungskommando oder auf irgend eine andere Weise geschieht. Ich habe natürlich meinen Artikel über „Hängen” aus der zweiten Auflage von Mormon Doctrin wegen den hier erwähnten Überlegungen gelöscht.

So weit es mich betrifft, steht es Ihnen frei aus diesem Brief zu zitieren oder ihn in jeder ihnen angemessen erscheinenden Weise zu benutzen.

Mit freundlichen Grüßen
Bruce R. McConkie [9]

Endnoten

  1. Gustave O. Larson, "The Mormon Reformation," Utah Historical Quarterly 26/1 (January 1958): 60-62.
  2. Charles W. Penrose, "Peculiar Questions Briefly Answered," Improvement Era 15 no. 11 (September 1912).
  3. Gustave O. Larson, "The Mormon Reformation," Utah Historical Quarterly 26/1 (January 1958): 62.
  4. "Achilles" [pen name for Samuel D. Sirrine], The Destroying Angels of Mormondom; or a Sketch of the Life of Orrin Porter Rockwell, the Late Danite Chief, (San Francisco, 1878).
  5. William Hall, Abominations of Mormonism Exposed; Containing Many Facts and Doctrines Concerning That Singular People, During Seven Year's Membership with Them; From 1840 to 1847 (Cincinnati: I. Hart, 1852).
  6. Official Declaration, 12 December 1889, signed by the First Presidency (Wilford Woodruff, George Q. Cannon, and Joseph F. Smith), the Quorum of the Twelve (Lorenzo Snow, Franklin D. Richards, Brigham Young Jr., Moses Thatcher, Francis M. Lyman, John Henry Smith, George Teasdale, Heber J. Grant, John W. Taylor, M.W. Merrill, A.H. Lund, and Abraham H. Cannon), and counselors (John W. Young and Daniel H. Wells).
  7. Union Vedette, (13 December 1866): page 3. A scan of the article is available here Link
  8. Ronald W. Walker, "Raining Pitchforks: Brigham Young as Preacher," Sunstone (Issue #3/3) (May 1983): 5–9. Link Link This article is a worthwhile discussion of Brigham Young's preaching style generally, and how the Saints saw it.
  9. Brief, abgedruckt auf Shields