Mormonismus und die Natur Gottes/Nicänische Glaubensbekenntnis

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Version vom 10. Juni 2017, 20:32 Uhr von RogerNicholson (Diskussion | Beiträge) (Frage: Sind die notwendigen Elemente der Dreifaltigkeitslehre in der Bibel enthalten?)

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Sind Heilige der Letzten Tage keine Christen, weil sie das nicänische Glaubensbekenntnis nicht akzeptieren?

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Gospel Topics:Are Mormons Christian:Latter-day Saints Do Not Accept the Creeds of Post–New Testament Christianity Question: Does the definition of the Trinity predate the Nicene and Athanasian Creeds? Question: Does the Nicene Creed define who is Christian, and who is not? Source:Webb:BYUS:2011:5:Mormons, Nicea, and Plato Source:Webb:BYUS:2011:16:Joseph Smith more coherent than Augustine on matter and the divine

Frage: Hatte der nicäische Trinitarismus immer eine Schlüsselstellung im christlichen Glauben?

Es gibt eine Fülle von Beweisen dafür, dass es einen „Trinitarismus”, wie er heute von der Mehrheit der Protestanten und Katholiken verstanden wird, in der Urkirche nicht gab.

Wenn wir uns dem Problem der Lehre von der Dreifaltigkeit zuwenden, stoßen wir auf eine seltsam widersprüchliche Situation. Auf der einen Seite lehrt uns die Geschichte der christlichen Theologie und Lehre das Dogma von der Dreifaltigkeit als das unterscheidende Element zu betrachten, das die Idee Gottes im Christentum von der Idee Gottes im Judentum und im Islam, ja in allen Formen des rationalen Gottesglaubens, unterscheidet. Judentum, Islam und rationaler Gottesglaube sind unitarisch. Auf der anderen Seite müssen wir ehrlich zugeben, dass die Lehre von der Dreifaltigkeit keinen Teil der frühen christlich-neutestamentlichen Botschaft bildete. Gewiss kann nicht geleugnet werden, dass nicht nur das Wort „Dreifaltigkeit” „Trinität”, sondern sogar der ausdrückliche Gedanke der Dreifaltigkeit in den apostolischen Glaubenszeugnissen fehlt. Die Lehre von der Dreifaltigkeit selbst ist also keine biblsiche Lehre . [1]

Question: Why was Nicean Trinitarianism introduced at all?

Frage: Was war der Glaube der Urchristen bezüglich der Natur Gottes?

Wir wissen, dass die heute populären Glaubensbekenntnisse der Dreifaltigkeit vor Nicäe nicht der christlichen Rechtgläubigkeit entsprachen.

Die Subordinationslehre war vor Nicäa orthodox.[2]

Subordinationslehre bedeutet, dass Jesus und/oder der Heilge Geist Gott dem Vater untergeordnet oder untertan sind. In der Subordinationslehre muss Jesus ein vom Vater getrenntes Wesen sein, da man nicht sich selbst untertan sein kann. Das war die orthodoxe Position vor dem Konzil von Nicäa. Ideen, die einmal orthodox (rechgläubig) waren, wurden später als unannehmbar betrachtet, nach dem die Konzile die Lehren geändert und erweitert hatten.

Autoren, die gewöhnlich als orthodox betrachtet werden, die aber ein oder zwei Jahrhunderte vor Ausbruch des arianischen Streits lebten, wie etwa Iernäus, Tertullian, Novatian oder Justinus der Märtyrer, vertraten eine Sichtweise die später, im vierten Jahrundert, als häretisch gebrandmarkt worden wäre ... Irenäus und Tertullian glaubten beide, dass Gott nicht immer eine Dreifaltigkeit gewesen sei, sondern dass er an einem Punkt den Sohn und den heiligen Geist hervorgebracht habe, dass sie von ihm verschieden seien. Tertullian, der Anleihen bei den Stoikern nahm, glaubte, dass Gott materiell sei (wenn auch von verfeinerter Materie, eine Art Gedankengas), so dass seine Feststellung, der Vater der Sohn und der Geist seien 'von einer Substanz', wenn sie auch wunderbar orthodox klingt, sich auf eine Körperlichkeit bezog, die Origenes, Athanasius und die Theologen aus Kappdozien tief erschüttert hätte, hätten sie davon gewusst. [3]

Und:

Sie [die Subordinationslehre] ist eine charakteristische Strömung in vielen christlichen Lehrschriften der ersten drei Jahrhunderte und ist eine auffallende Eigenschaft ansonsten orthodoxer Kirchenväter wie der Heiligen Justinian oder Origenes ... Wo die Lehre [der Dreifaltigkeit] ausgearbeitet wurde, blieb sie insgesamt unbestimmt und war, von einem späteren Standpunkt aus, sogar teilweise unorthodox. Manchmal war sie nicht frei von einem gewissen Subordinationismus. [4]

Also wären Christen, deren Lehren früher völlig orthodox waren, nach den Konzilen von Nicäa als Häretiker (d.h. als gegen die bestehende Lehre angehend) betrachtet worden. Dies scheint ein klarer Hinweis darauf zu sein, dass die Lehre radikal verändert wurde.

Man stellt auch fest, dass Paulus und die anderen Autoren des Neuen Testaments ebenfalls 'unorthodox' gewesen wären. Eusebius, ein früher Kirchenhistoriker wurde von einem katholischen Autor sogar als „offensichtlicher Subordinationist” bezeichnet. [5]

Sogar nach der Ausformung der trinitarischen Gedanken gab es drei Lager von Gläubigen, die die Angelegenheit völlig verschieden auffassten:

Die Sichtweise Gottes, die in der frühen [nachapostolischen] Kirche ausgearbeitet wurde, die „biblisch-klassische Synthese” wurde so selbstverständlich, dass heute sogar die konservativsten [protestantischen und katholischen] Theologen einfach annehmen, es sei die korrekte Auffassung Gottes gemäß der heiligen Schrift und dass jegliches andere angeblich biblische Verständnis von Gott ... zurückgewiesen werden müsse. Die klassische Sichtweise wird so sehr als gegeben vorausgesetzt, dass sie als Voraussetzung wirkt, die bestimmte Interpretationen der Heiligen Schrift von vorne herein ausschließen, die nicht in dieses aus der griechsichen Metaphysik abgeleiteten Konzept, was für die Eigenschaften Gottes „angemessen” ist, „passen”. [6]

Question: Does the Bible contain also the necessary elements for Trinitarianism?

Frage: Sind für den Trinitarismus des Glaubensbekenntnisses neue Ideen nötig?

Einige christliche Theologen haben die oben genannten Schwierigkeiten mit der Formulierung des Niczänischen Glaubensbekenntnisses erkannt:

Wenn wir nach einem Konzept der Einheit entsprechend dem biblischen Zeugnis von dem dreieinigen Gott, der Gott, der andere mit sich selbst verbindet suchen, dann müssen wir sowohl auf das Konzept der einen Substanz und das Konzept des identischen Subjekts verzichten. Was bleibt, ist die Verbundenheit, die Einheit der drei Personen zueinander, oder die Verbundenheit, die Einheit des dreieinigen Gottes. [7]

Question: What does John 10:30 have to do with Trinitarianism? Question: What does 1 John 5:7-8 have to do with Trinitariansim? Question: Is modern Trinitarianism understood in the same sense by all who accept it? Source:Webb:BYUS:2011:15:Christian beliefs do not need to have Neo-Platonic influence to be true Source:Webb:BYUS:2011:14:Joseph Smith could hold his own in early Christian debates

Kritiker behaupten, da die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage das Glaubensbekenntnis von Nicäa nicht anerkennt, wäre sie nicht christlich.

Einige heutige Christen möchten von der Lehre her definieren, wer Christ ist und wer nicht. Solche Definitionen haben ganz allgemein keinen objektiven Wert und sind nicht sehr hilfreich. Mit dem Glaubensbekenntnis von Nicäa stützen sich diese Kritiker auf eine Definition, die alle Christen im Verlauf von mehr als 200 Jahren nach Christus aus der Christenheit ausschließen würde.

Das Neue Testament selbst ist weit davon entfernt zu lehren, Gott sei eine Trinität oder ein dreimaleiner Gott der aus drei miteinander gleichen Personen aus einer Natur besteht.[8]
Das Neue Testamant enthält keine entwickelte Lehre der Trinität. [9]
Bei den Kirchenvätern gibt es natürlich keine Trinitätslehre und keine Bewusstheit eines Trinitätsproblems.[10]
Die Kirche musste mehr als drei Jahrhunderte warten, bis die Lehre endgültig aufgestellt war. Erst auf dem Konzil von Konstantinopel (381) wurde die Formel, dass Gott in drei gleichen Personen nebeneinander existiert, formell anerkannt.[11]

Diese Darstellungen sind knappe Zusammenfassungen. Wenn ein Kritiker seinen Glauben an die Trinität des Glaubensbekenntnisses rechtfertigen möchte, so muss er sich auf Traditionen und die Glaubensbekenntnisse des vierten Jahrhunderts stützen und die Behauptung aufgeben, in der heiligen Schrift oder in der Geschichte der frühen Christenheit, einschließlich der Apostel und jener, die sie lehrten, Unterstützung für so einen Glauben zu finden. Da die HLT an einen Abfall von der wahren Lehre glauben, betrachten sie den Trinitarismus des Glaubensbekenntnisses, der zugegebenermaßen eine Neuheit der Jahrhunderte nach Christus darstellt, ein Indiz für diesen Abfall.

Da das Glaubensbekenntnis von Nicäa erst im Jahr 325 n. Chr. angenommen wurde, scheint klar zu sein, dass es in den ersten Jahrhunderten nach der Auferstehung Christi viele Christen gab, die es nicht verwendeten. Jene die dagegen sind, die Heiligen der Letzten Tage „Christen” zu nennen, müssen erklären, ob Petrus oder Paulus „Christen” sind, da sie zu einer Zeit christlich lebten, als es weder das Glaubensbekenntnis von Nicäa noch einen Trinitatismus im heutigen Sinn gab.

Kritiker versuchen vielleicht zu argumentieren, das Glaubensbekenntnis von Nicäa sei einfach die Darstellung biblischer Grundsätze, doch die Bibelwissenschaft sagt ganz klar, dass das Glaubensbekenntnis von Nicäa eine Neuerung war.




Endnoten

  1. Emil Brunner, The Christian Doctrine of God (Philadelphia: Westminster Press, 1949), 205, 236
  2. Henry Bettenson, editor and translator, The Early Christian Fathers:A Selection from the Writings of the Fathers from St. Clement of Rome to St. Athanasius, (Oxford University Press: 1969), 239. ISBN 0192830090.
  3. RPC Hansen, "The Achievement of Orthodoxy in the Fourth Century AD", in Rowan Williams, editor, The Making of Orthodoxy (Cambridge: Cambridge University Press, 1989), 151–152.
  4. FL Cross and EA Livingston, editors, The Oxford Dictionary of the Christian Church, 2nd edition, (London: Oxford University Press, 1974), 1319, 1394.
  5. RL Richard, "Trinity, Holy", in New Catholic Encyclopedia, 15 vols., (New York:McGraw-Hill, 1967) 14:298.
  6. John Sanders; cited in Clark Pinnock, Richard Rice, John Sanders, William Hasker, and David Basinger, The Openness of God: A Biblical Challenge to the Traditional Understanding of God (Downers Grove, Ill.: InterVarsity Press, 1994), 60.
  7. Jürgen Moltmann, The Trinity and the Kingdom of God, trans. Margaret Kohl (London: SCM, 1981), 150.
  8. William J. Hill, The Three-Personed God (Washington DC: The Catholic University of America Press, 1982), 27.
  9. New Testament Theology (Grand Rapids MI, Zondervan, 1967), 1:84.
  10. JND Kelly, Early Christian Doctrines, revised edition, (New York: Harper, 1978), 95.
  11. Edmund J. Fortman, The Triune God: A Historical Study of the Doctrine of the Trinity (Philadelphia: Westminster Press, 1972), 44.