Schöpfung/Creatio ex nihilo/2. Makkabäer 7:20: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 26. Juni 2017, 14:37 Uhr

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Ist 2. Makkabäer 7:20 ein Beleg für die Schöpfung aus dem Nichts?


Manchmal wird als Argument angeführt, dass 2. Makkabäer 7:20 eine Schöpfung aus dem Nichts lehrt. So klar und einfach ist dies jedoch nicht.

Ich bitte dich, mein Kind, schau dir den Himmel und die Erde an; sieh alles, was es da gibt, und erkenne: Gott hat das aus dem Nichts erschaffen und so entstehen auch die Menschen.
Hauptartikel: Creatio ex nihilo

Tatsächlich ist dies die einzige Stelle in der Bibel, die allgemein als Beleg für die Schöpfung ex nihilo herangezogen werden kann.

Allerdings sind die Makkabäerbücher aus katholischer Sicht deuterokanonisch und aus protestantischer Sicht apokryph. Die Apokryphen/Deuterokanonischen Bücher haben allgemein in der Schrift nicht den gleichen Stellenwert, wie die Hauptbücher, weil sie in den Hauptbüchern nicht zitiert wurden und weil sie nur auf Griechisch, nicht aber wie der Rest des Alten Testamentes, auf Hebräisch/Aramäisch vorhanden waren.

Wenn man diese Stelle analysieren will, kann man sich also nicht auf einen hebräischen Urtext beziehen, und die Gedankenwelt dieses Buches ist das hellenistische Judentum. Man kann also nicht aus diesem Text heraus eine verbindliche Aussage über die Gedankenwelt des Alten Testamentes machen. Um zu verstehen, was gemeint ist, muss man auch die griechische Gedankenwelt mit einbeziehen.

Dazu benötigt man zunächst einen guten Text der Stelle. Die Einheitsübersetzung folgt in diesem Vers der lateinischen Vulgata, die zwar ein wichtiger Textzeuge ist, aber sicherlich nicht ursprünglich. Es gibt auch ein paar Septuaginta-Manuskripte, wo diese Stelle enthalten ist, und von dort lautet der Text:

Ich bitte Dich, Kind, den Himmel und die Erde anzusehen und alles, was in ihnen ist, sodaß Du wissen wirst, daß Gott sie nicht aus existierenden Dingen gemacht hat, und auf die selbe Weise kam das Menschengeschlecht hervor.

Der wesentliche Unterschied sind zwei Punkte:

  1. statt „aus Nichts" steht hier „nicht existierende Dinge”
  2. statt „Mensch" heißt es „Menschengeschlecht”.

Dann betrachte man sich den Menschen, und zwar sowohl jeden individuellen Menschen, als auch das Menschengeschlecht.

Jeder Mensch wird gezeugt. Und schon die alten Juden wussten, dass der Same des Mannes in der Frau irgendwie ein Kind entstehen lässt. Es ist also nicht aus absolutem Nichts, dass ein Mensch entsteht, sondern aus etwas, das schon vorher da war. Was die Erschaffung des Menschengeschlechtes betrifft, so heißt es in der Bibel, dass Adam aus Staub geschaffen wurde und Eva aus einer Rippe Adams. Gerade auch in diesem Fall wird klar: Hier geht es nicht um Schöpfung aus Nichts, sondern um Schöpfung von etwas Neuem ohne Vorlage. In der Bibelforschung und Philosophie nennt man das „relatives Nichts”, und das ist auch ein griechisches Konzept. Die Griechen glaubten, dass im Anfang Chaos war - ungeformte Materie, Unordnung -, und dass durch die Schöpfung die Ordnung aus der Unordnung hervorkam.. Aber in Gen 1 lesen wir auf Hebräisch, dass die Erde am Anfang wüst und leer war - tohu wa bohu. Diesen Ausdruck wird noch immer für ein heilloses Durcheinander verwendet: Tohuwabohu.

Justin der Märtyrer (2. Jhdt. n Chr) schreibt, dass er gelehrt wurde, dass Gott die Welt aus ungeformter Materie geschaffen hat:

Und wir sind ferner gelehrt worden, daß er im Anfange, weil er gut ist 2, alles aus formloser Materie 3 der Menschen wegen 4 erschaffen hat; wir haben die Überlieferung, daß diese, wenn sie sich nach seinem Ratschlusse in Werken dessen wert erweisen, [S. 74] [1] des Umganges mit ihm gewürdigt werden und mit ihm gemeinsam herrschen, nachdem sie unvergänglich und leidenlos geworden sind. [2]

Woher kommt Justin am Anfang des 2. Jahrhundert nach Christus zu dieser Lehre? Waren es griechische Philosophen, die ihn so gelehrt haben? Weiter schreibt er:

Damit ihr aber erkennt, daß von unseren Lehrern, wir meinen von dem durch die Propheten vorherverkündeten Logos, Platon den Satz überkommen hat, Gott habe durch Umwandlung gestaltlosen Stoffes die Welt geschaffen, so hört, was wörtlich von Moses gesagt worden ist, der, wie schon erwähnt wurde (c. 32), der älteste Prophet war und früher gelebt hat als alle griechischen Schriftsteller. Durch ihn hat der prophetische Geist, um kundzutun, wie und woraus Gott im Anfange die Welt bildete, also gesprochen: „Im Anfange schuf Gott den Himmel und die Erde; die Erde aber war noch unansehbar und ungeformt, es war Finsternis über dem Abgrunde und der Geist Gottes schwebte über den Wassern. Gott aber sprach: Es werde Licht, und es ward so” 1. Daß also durch Gottes Wort aus vorliegenden, von Moses erwähnten Stoffen die ganze Welt [S. 127] [3] entstanden sei, das haben Platon mit denen, welche das gleiche sagen, und ebenso auch wir gelernt, und auch ihr könnt davon überzeugt sein 2. Und nun wissen wir auch, daß das, was bei den Dichtern Erebos 3 heißt, zuerst von Moses genannt worden ist. [4]

Es ist also die Bibel selbst, auf die er sich hier bezieht. Und die Worte „formlose Materie” bzw. „ungeformter Stoff”, die kommen in der Bibel selbst vor, in Bezug auf die Schöpfung:

Weish 11:17 Für deine allmächtige Hand, die aus ungeformtem Stoff die Welt gestaltet hat, wäre es keine Schwierigkeit gewesen, eine Menge von Bären gegen sie zu senden oder grimmige Löwen.

Das Buch Weisheit ist, wie auch das 2. Buch der Makkabäer, ein deuterokanonisches Buch des Alten Testamentes, von Katholiken und Orthodoxen als Teil der Heiligen Schrift anerkannt, von Protestanten abgelehnt.

Es ist also auf der gleichen Ebene, wie 2Makk, in Bezug auf die Wahrhaftigkeit in Lehraussagen.


Die Stelle in Makkabäer, spricht im historischen UND biblischen Zusammenhang nicht von einer Schöpfung ex nihilo, sondern nur von einer Schöpfung von etwas Neuem aus etwas, das vorher nicht so war.

Fußnoten

  1. https://www.unifr.ch/bkv/bild112-74.htm
  2. https://www.unifr.ch/bkv/kapitel77-9.htm
  3. https://www.unifr.ch/bkv/bild112-127.htm
  4. https://www.unifr.ch/bkv/kapitel77-58.htm


Zusätzliches Material