FAIR is a non-profit organization dedicated to providing well-documented answers to criticisms of the doctrine, practice, and history of The Church of Jesus Christ of Latter-day Saints.
Joseph Smith als Märtyrer
War Joseph ein Märtyrer für seinen Glauben?
Kritiker behaupten, Joseph Smith wäre kein Märtyrer, da er im Gefängnis eine Pistole hatte und da er die Verwegenheit hatte, sich zu verteidigen. Sein Bruder und ihre Genossen töteten zwei Männer, als sie auf den Pöbel feuerten.
Die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, Kirchengeschichte der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage
Um das Zeugnis dieses Buches und des Buches Mormon zu besiegeln, geben wir den Märtyrertod des Propheten Joseph Smith und des Patriarchen Hyrum Smith bekannt. Sie wurden am 27. Juni 1844 um ungefähr fünf Uhr nachmittags im Gefängnis von Carthage erschossen – von einem bewaffneten, geschwärzten Pöbel von etwa 150 bis 200 Personen... Sie waren keines Verbrechens schuldig, was schon oft vorher bewiesen worden war, und wurden nur aufgrund der Verschwörung von Verrätern und schlechten Menschen im Gefängnis eingesperrt; und ihr unschuldiges Blut auf dem Fußboden des Gefängnisses zu Carthage ist ein großes Siegel, das dem „Mormonismus“ beigefügt wurde und das von keinem Gerichtshof auf Erden verworfen werden kann; und ihr unschuldiges Blut auf dem Wappen des Staates Illinois ist zusammen mit dem vom Gouverneur verbürgten, aber gebrochenen Wort des Staates für die Wahrheit des immerwährenden Evangeliums ein Zeugnis, das die ganze Welt nicht anfechten kann; und ihr unschuldiges Blut auf dem Banner der Freiheit und auf der Magna Charta der Vereinigten Staaten ist ein Botschafter für die Religion Jesu Christi, der den ehrlichen Menschen in allen Nationen das Herz anrühren wird; und ihr unschuldiges Blut wird zusammen mit dem unschuldigen Blut aller Märtyrer, die Johannes unterhalb des Altares sah, zum Herrn der Heerscharen schreien, bis er dieses Blut an der Erde rächt. Amen.
Verschiebung der Definitionen
Um ihr Argument tragfähig zu machen, müssen die Kritiker dreierlei tun. Als erstes müssen sie sich einige sprachliche Freiheiten nehmen. In diesem Fall wird der Ausdruck 'Märtyrer neu definiert.
Der Duden definiert einen Märtyrer als
jemanden, der wegen seines Glaubens oder seiner Überzeugung den Tod erleidet. [1]
Das Wörterbuch der Brockhaus-Enzyklopädie definiert einen Märtyrer:
a) jemand, der um des christlichen Glaubens willen Verfolgungen, schweres körperliches Leid, den Tod auf sich nimmt. b) (bildungssprachlich) jemand, der sich für seine Überzeugung opfert oder Verfolgungen auf sich nimmt. [2]
Beide Definitionen sagen im Kern dasselbe aus und verlangen keine zusätzlichen Bedingungen. Dennoch haben einige Antimormonen den Begriff Märtyrer genommen und ihn sachte umdefiniert, bis er ihren Bedürfnissen angepasst ist. Die neue Definition könnte etwa so lauten: Märtyrer, eine Person die sich dafür entscheidet zu leiden oder zu sterben ohne irgend einen Widerstand zu leisten oder zu versuchen, sich selbst zu verteidigen, statt ihren Glauben oder ihre Grundsätze aufzugeben.
Es steht Kritikern frei, eine solche Definition zu verwenden, doch dann ist das einzig und allein ihre Definition, es ist nicht der Standardgebrauch des Wortes und nicht das, was Kirchemitglieder verstehen, wenn sie vom „Märtyrertod” von Joseph und Hyrum Smith in Carthage sprechen.
Durch die ganze Geschichte der Christenheit hat man unter „Märtyrern” diejenigen verstanden die ruhig litten, aber auch diejenigen die , auch mit Gewalt, widerstanden, sogar wenn sie den Tod ihrer Unterdrücker verursachten.
Das erste antimormonische Argument konzentriert sich daher darauf, dass Joseph eine Feuerwaffe hatte und dass er sie zur Selbstverteidigung benutzte. Kritiker behaupten, dass Josephs Ankündigung, er gehe „wie ein Lamm zur Schlachtbank” sei falsch, da er sich gewehrt hat.
Jeder, der je auf einem Bauernhof oder in einem Schlachthaus gearbeitet hat, weiß dass Schafe nicht gutwillig zum Schlachten gehen. Sie stoßen und bocken, sie blöken und kreischen und machen jeden Versuch, ihrem Schicksal zu entgehen. Ja, sie machen solch einen beängstigenden Lärm, dass der Titel eines äußerst populären Hollywoodfilms sich darauf gründete: Das Schweigen der Lämmer. Der Ausdruck „Lamm zur Schlachtbank” bedeutet einfach, dass das Schicksal unausweichlich ist. Egal wie mächtig sie kämpfen, das Schicksal der Schafe ist besiegelt. Wenn wir dieses Verständnis auf Joseph und seinen Bruder beziehen, wird klar, dass sie wahrhaftig wie Lämmer hingeschlachtet wurden. Wie immer sie auch kämpfen mochten, sie waren verloren.
Geschichte verstecken?
In ihrer zweiten Taktik nutzen die Kritiker die Tatsache, dass ihre Zielgruppe eher wenig über triviale Dinge aus der HLT Geschichte weiß. Vielen Mitgliedern der Kirche, besonders neuen oder solchen die weniger aktiv sind, sind die quälend winzigen Einzelheiten der Kirchengeschichte nicht bewusst. Es ist unter einigen antimormonischen Liebhabern der mormonischen Geschichte eine übliche Taktik geworden, diese historische Unwissenheit als Waffe zu gebrauchen. Diese schreiben behaupten oft, diese unwesentlichen Ereignisse der Kirchengeschichte zu „enthüllen”, um auf sensationalistische Weise zu versuchen, Mitglieder der Kirche mit „verborgenen” Offenbarungen oder „geheimen” Berichten über verschiedene Episoden in der Geschichte der Kirche zu schockieren. Sie behaupten oft, dass die Kirche diese Erkenntnisse geheim gehalten habe aus Angst, dass sie falls sie allgemein bekannt würden, die Ursache dafür sein würden, dass viele Mitglieder sofort ihren Glauben verlieren würden, was zum Ruin der Kirche führen würde.
Dumm nur für die Kritiker, dass der Versuch von Joseph Smith, sich, seinen Bruder und seine Freunde zu verteidigen und die Tatsache, dass er einen Bündelrevolver besaß, in der History of the Church ganz klar ausgesprochen wird:
In der Zwischenzeit hatten Joseph, Hyrum und Elder Taylor ihre Mäntel ausgezogen. Josephe Smith sprang zu seinem Mantel nach seinem Sechsschüsser, Hyrum nach seinem Einläufigen, Taylor nach Marhams langen Hickorystock und Dr. Richards nach Taylors Stock. Alle sprangen gegen die Tür, die Kugeln pfiffen da Treppenhaus herauf und in einem Augenblick kam eine durch die Tür.
Joseph Smith, John Taylor und Dr. Richards sprangen an die linke Seite der Tür und versuchten, die Gewehre der Rohlinge beiseite zu schlagen....
Joseph reichte um den Türstock herum und entlud seinen Sechschüsser in den Gang, wobei einige Läufe nicht losgingen. Fortgesetztes Gewehrfeuer kam in das Zimmer. Elder Taylr parierte die Gewehre weiterhin, bis sie sie ungefähr zur halben Länge ins Zimmer gesteckt hatten und erkannten, das Widerstand vergeblich war. Da versuchte er, aus dem Fenster zu springen, als eine im Inneren abgefeuerte Kugel ihn im linken Schenkel traf, den Knochen traf und durchging bis ein halbes Zoll von der anderen Seite. Er fiel auf die Fensterbank, als eine Kugel, die von außen abgefeuert wurde, die Uhr in seiner Westentasche traf und ihn in das Zimmer zurückwarf. [3]
Der nächste Band der Kirchengeschichte berichtet die Geschichte aus der Sicht von John Taylor:
Ich werde nie das tiefe Gefühl von Zuneigung und Hochachtung vergessen, das sich auf dem Antlitz von Bruder Joseph zeigte, als er zu seinem Bruder Hyrum ging, sich über ihn beugte und ausrief: 'Oh mein Armer Bruder Hyrum!' Er stand aber sofort auf und mit festem, schnellem Schritt und entschlossener Miene, näherte er sich der Tür, zog den Sechschüsser, den Bruder Wheelock dagelassen hatte, öffnete leicht die Tür und drückte die Pistole sechsmal hintereinander ab, doch gingen nur drei Läufe los. [4]
Sogar im Seminarleitfaden Lehre und Bündnisse und Geschichte der Kirche für 14 bis 18-Jährige wird kurz erwähnt, dass Joseph Smith eine Pistole zur Verteidigung benutzte:
Er ergriff eine Pistole und versuchte sich zu verteidigen. [5]
Wenn die Kirche diese Tatsachen verstecken wollte, würde sie sie wohl kaum zweimal in der Kirchengeschichte und im Lehrmaterial für Jugendliche veröffentlichen.
Mord?
Als ihr dritter Angriff beharren die Kritiker darauf, dass Joseph ein Mörder wäre, da er seine Pistole sechsmal abgefeuert hat (nur drei Schüsse gingen los) und er zwei vom Pöbel getroffen habe.
Josephs Handlungsweise war offensichtlich Selbstverteidigung, und die Verteidigung anderer nach dem Gewohnheitsrecht. Doch spielt dieser Punkt keine Rolle, da die Leute des Pöbels, die getroffen wurden, nicht getötet wurden (wie es zunächst in einigen Kirchenveröffentlichungen berichtet worden war), sondern nur verwundet waren. Sie waren am Leben und gesund, als die Gerichtsverhandlung gegen die Pöbelführer abgehalten wurde und sie wurden durch Zeugen identifiziert. Ihre gute Gesundheit erlaubte es ihnen, wegen ihrer Rolle in dem Überfall auf Joseph, Hyrum und die anderen Gefangenen Geschenke entgegen zu nehmen.
Es scheint also klar, dass
- Joseph und Hyrum gemäß der akzeptierten Definition des Ausdruckes Märtyrer waren. Sie erlitten den Tod wegen ihres Glaubens. (Man beachte, dass Märtyrer für eine Sache, die es wert ist, sterben können oder aber auch für eine unwürdige Sache, das macht sie aber nicht weniger zu Märtyrern)
- Die Kirche hat die Tatsache nicht versteckt, sondern sie von Anfang an veröffentlicht und zweimal in die 'History of the Church' einbezogen.
- Joseph war nicht des Mordes schuldig, da niemand an seinen Schüssen starb und außerdem wäre seine Handlungsweise als Selbstverteidigung und als Verteidigung anderer gerechtfertigt gewesen, auch dann, wenn Tote die Folge gewesen wären.
Endnoten
- ↑ Duden, die deutsche Rechtschreibung',Dudenverlag 1996
- ↑ Brockhaus Enzyklopädie, 19. AUflage, Band 27, Deutsches Wörterbuch GLUC-REG, Mannheim 1995
- ↑ Joseph Smith, History of The Church of Jesus Christ of Latter-day Saints, 7 volumes, edited by Brigham H. Roberts, (Salt Lake City: Deseret Book, 1957), 6:617–618.
- ↑ Joseph Smith, History of The Church of Jesus Christ of Latter-day Saints, 7 volumes, edited by Brigham H. Roberts, (Salt Lake City: Deseret Book, 1957), 7:102–103.
- ↑ Lehre und Bündnisse und Geschichte der Kirche, Leitfaden für den Schüler, Intellectual Reserve 2002, Seite 167