Frage: Was war der Glaube der Urchristen bezüglich der Natur Gottes?

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Frage: Was war der Glaube der Urchristen bezüglich der Natur Gottes?

Wir wissen, dass die heute populären Glaubensbekenntnisse der Dreifaltigkeit vor Nicäe nicht der christlichen Rechtgläubigkeit entsprachen.

Die Subordinationslehre war vor Nicäa orthodox.[1]

Subordinationslehre bedeutet, dass Jesus und/oder der Heilge Geist Gott dem Vater untergeordnet oder untertan sind. In der Subordinationslehre muss Jesus ein vom Vater getrenntes Wesen sein, da man nicht sich selbst untertan sein kann. Das war die orthodoxe Position vor dem Konzil von Nicäa. Ideen, die einmal orthodox (rechgläubig) waren, wurden später als unannehmbar betrachtet, nach dem die Konzile die Lehren geändert und erweitert hatten.

Autoren, die gewöhnlich als orthodox betrachtet werden, die aber ein oder zwei Jahrhunderte vor Ausbruch des arianischen Streits lebten, wie etwa Iernäus, Tertullian, Novatian oder Justinus der Märtyrer, vertraten eine Sichtweise die später, im vierten Jahrundert, als häretisch gebrandmarkt worden wäre ... Irenäus und Tertullian glaubten beide, dass Gott nicht immer eine Dreifaltigkeit gewesen sei, sondern dass er an einem Punkt den Sohn und den heiligen Geist hervorgebracht habe, dass sie von ihm verschieden seien. Tertullian, der Anleihen bei den Stoikern nahm, glaubte, dass Gott materiell sei (wenn auch von verfeinerter Materie, eine Art Gedankengas), so dass seine Feststellung, der Vater der Sohn und der Geist seien 'von einer Substanz', wenn sie auch wunderbar orthodox klingt, sich auf eine Körperlichkeit bezog, die Origenes, Athanasius und die Theologen aus Kappdozien tief erschüttert hätte, hätten sie davon gewusst. [2]

Und:

Sie [die Subordinationslehre] ist eine charakteristische Strömung in vielen christlichen Lehrschriften der ersten drei Jahrhunderte und ist eine auffallende Eigenschaft ansonsten orthodoxer Kirchenväter wie der Heiligen Justinian oder Origenes ... Wo die Lehre [der Dreifaltigkeit] ausgearbeitet wurde, blieb sie insgesamt unbestimmt und war, von einem späteren Standpunkt aus, sogar teilweise unorthodox. Manchmal war sie nicht frei von einem gewissen Subordinationismus. [3]

Also wären Christen, deren Lehren früher völlig orthodox waren, nach den Konzilen von Nicäa als Häretiker (d.h. als gegen die bestehende Lehre angehend) betrachtet worden. Dies scheint ein klarer Hinweis darauf zu sein, dass die Lehre radikal verändert wurde.

Man stellt auch fest, dass Paulus und die anderen Autoren des Neuen Testaments ebenfalls 'unorthodox' gewesen wären. Eusebius, ein früher Kirchenhistoriker wurde von einem katholischen Autor sogar als „offensichtlicher Subordinationist” bezeichnet. [4]

Sogar nach der Ausformung der trinitarischen Gedanken gab es drei Lager von Gläubigen, die die Angelegenheit völlig verschieden auffassten:

Die Sichtweise Gottes, die in der frühen [nachapostolischen] Kirche ausgearbeitet wurde, die „biblisch-klassische Synthese” wurde so selbstverständlich, dass heute sogar die konservativsten [protestantischen und katholischen] Theologen einfach annehmen, es sei die korrekte Auffassung Gottes gemäß der heiligen Schrift und dass jegliches andere angeblich biblische Verständnis von Gott ... zurückgewiesen werden müsse. Die klassische Sichtweise wird so sehr als gegeben vorausgesetzt, dass sie als Voraussetzung wirkt, die bestimmte Interpretationen der Heiligen Schrift von vorne herein ausschließen, die nicht in dieses aus der griechsichen Metaphysik abgeleiteten Konzept, was für die Eigenschaften Gottes „angemessen” ist, „passen”. [5]

Endnoten

  1. Henry Bettenson, editor and translator, The Early Christian Fathers:A Selection from the Writings of the Fathers from St. Clement of Rome to St. Athanasius, (Oxford University Press: 1969), 239. ISBN 0192830090.
  2. RPC Hansen, "The Achievement of Orthodoxy in the Fourth Century AD", in Rowan Williams, editor, The Making of Orthodoxy (Cambridge: Cambridge University Press, 1989), 151–152.
  3. FL Cross and EA Livingston, editors, The Oxford Dictionary of the Christian Church, 2nd edition, (London: Oxford University Press, 1974), 1319, 1394.
  4. RL Richard, "Trinity, Holy", in New Catholic Encyclopedia, 15 vols., (New York:McGraw-Hill, 1967) 14:298.
  5. John Sanders; cited in Clark Pinnock, Richard Rice, John Sanders, William Hasker, and David Basinger, The Openness of God: A Biblical Challenge to the Traditional Understanding of God (Downers Grove, Ill.: InterVarsity Press, 1994), 60.